17. Sonntag i. Jkr. - Lj. A

 


Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Wenn Sie drei Wünsche frei hätten, was würden Sie sich wünschen? - Wahrscheinlich haben Sie sich diese Frage schon öfter gestellt, wenn Ihnen in Märchen oder Filmen eine ähnliche Situation begegnet ist. Bei mir selbst war es in meiner Kindheit der Disney-Film Alladin, in dem der Flaschengeist dem jungen armen Alladin, der sich als Straßendieb durchschlagen muss, drei Wünsche gewährt. Ich weiß nicht, wie oft ich den Film (bzw. die Filmreihe) gesehen habe, aber irgendetwas hat mich daran fasziniert.

Was würden wir tun, wenn wir drei Wünsche frei hätten? - In Märchen und Filmen läuft es meist darauf hinaus, dass der letzte der drei Wünsche dann die entscheidende Weiche stellt, nachdem man mit den ersten beiden "Versuchen" nicht ganz so weise umgegangen ist. Wir könnten die Sache also auch abkürzen und gleich fragen: Was würden wir tun, wenn wir diesen einen entscheidenden dritten Wunsch frei hätten? Was würden wir uns wünschen?

In der ersten Lesung haben wir heute vom jungen König Salomo gehört, dem von Gott auch ein Wunsch gewährt wird. Was wird sich der junge König wünschen? Welche Bitte wird er vor Gott äußern? Oder fragen wir anders: Wenn wir an seiner Stelle stehen würden, was würden wir uns erbitten? Jung, unerfahren in der Regierung des großen Volkes, möglicherweise bedrängt von den Nachbarvölkern, ganz zu schweigen von den Problemen im eigenen Volk, die es sicher auch gegeben hat - was würden wir uns da von Gott wünschen?

Salomo spricht jedenfalls eine Bitte aus, die Gott gefällt. Er bittet um ein hörendes Herz. Andere Übersetzungen sagen: um ein gelehrsames Herz bzw. um ein weises Herz (cor docile). Er bittet darum, gut hinhören zu können auf die verschiedenen Situationen, die ihn erwarten, und darauf adäquat zu reagieren. - Und sein Wunsch wird ihm gewährt; noch dazu in solchem Ausmaß, dass die salominische Weisheit noch heute zum geläufigen Sprichwort geworden ist. Und ihm wird sogar noch im Überfluss manch anderes dazugewährt, um das er nichteinmal gebeten hat.

Liebe Brüder und Schwestern!

Was Salomo da im Traum erlebt hat, muss aber nicht in der Vergangenheit bleiben und muss nicht nur für ihn gelten. Was wäre, wenn Gott auch uns hier und heute fragen würde, was wir uns von ihm erbitten? Was wäre, wenn wir einen Wunsch frei hätten? Was würden wir uns wünschen? Was würden wir uns von ihm erbitten?

Bei der Feier der hl. Messe, und auch bei anderen liturgischen Feiern, sagt der Zelebrant mehrmals die Worte "Lasset uns beten". Meist sehen wir diese Formel wohl nur als Einleitung des folgenden Gebetes an. Aber es steckt mehr dahinter. Auf das "Lasset uns beten" folgt eine kurze Stille, in der wir unser eigenes, ganz persönliches Gebet an Gott richten sollen. Wenn es also das nächste Mal heißt "Lasset uns beten", dann hören Sie doch die Aufforderung Gottes an Salomo mit: "Sprich eine Bitte aus, die ich dir gewähren soll!" Und füllen Sie die kurze Stille, die auf das "Lasset uns beten" folgt, mit Ihrem persönlichen Wunsch, mit Ihrer persönlichen Bitte an Gott! Das anschließende Gebet, das der Priester dann vorbetet, will diese vielen persönlichen Gebete sammeln und vor Gott hintragen, was wir alle mit unserem "Amen" am Ende des Gebets nochmals gemeinsam bekräftigen.

Liebe Brüder und Schwestern!

Was würden Sie tun, wenn Sie einen Wunsch frei hätten? Was würden Sie sich wünschen? Was wollen Sie sich von Gott erbitten? - Und wenn Ihnen jetzt spontan keine Antwort einfällt: Vielleicht ist der Wunsch von Salomo nach einem hörenden, weisen, gelehrsamen Herzen ja gar nicht so dumm und auch für uns heute wert, diese Bitte an Gott zu richten.

Zu den liturgischen Texten

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