27. Sonntag i. Jkr. - Lj. A


Liebe Brüder und Schwestern!

Seit einigen Wochen hören wir in der zweiten Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Philipper. Diesen und nächsten Sonntag werden wir das Schlusskapitel hören. Manchmal kann einem der Schluss eines Paulusbriefes etwas langweilig vorkommen, aber wenn man genauer hinschaut, ist es oft hoch interessant, welche Personen von ihm noch gegrüßt werden bzw. - wie heute - was er am Ende eines Briefes noch zu sagen hat:

1. Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott!

2. Was immer wahrhaft, edel, recht, was lauter, liebenswert, ansprechend ist, was Tugend heißt und lobenswert ist, darauf seid bedacht!

3. Und was ihr gelernt und angenommen, gehört und an mir gesehen habt, das tut!

Drei Aufforderungen, die auch uns gelten und die wir darum nun ein wenig betrachten wollen.


1. Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott!

Paulus ermaht uns, auf Gott zu vertrauen - und zwar in jeder Lage. Seien es persönliche Schicksalsschläge wie Krankheiten oder Todesfälle, Naturkatastrophen, Krieg und Terror oder was uns sonst noch an Gottes Güte und seiner Liebe uns gegenüber zweifeln lassen könnte; Paulus fordert uns auf, Gott voll und ganz zu vertrauen.

Das heißt freilich nicht, dass wir alles einfach hinnehmen müssten. Nein, Bitten und Dank dürfen wir vor Gott hintragen. Wir dürfen ihm durchaus sagen, was uns am Herzen liegt. Aber indem wir es vor ihm aussprechen, es vor ihn hintragen, zeigen wir doch gerade unser Vertrauen an ihn, dass er es ist, der uns durchs Leben begleiten und in Freud und Leid zur Seite stehen will.

Ja, wer wirklich an Gott glaubt, der braucht sich im Letzten nicht zu sorgen, wie Paulus sagt, weil er weiß, dass hinter allem seine Güte steht und er alles zum Guten lenken kann.


2. Was immer wahrhaft, edel, recht, was lauter, liebenswert, ansprechend ist, was Tugend heißt und lobenswert ist, darauf seid bedacht!

Paulus fordert von uns Tugend - ein Wort, das etwas aus der Mode gekommen ist, aber ich denke, wir können schon verstehen, was er damit meint. Tugend meint nicht nur ein bestimmtes Verhalten im Einzelfall, sondern vielmehr eine innere Einstellung, einen "Habitus", eine Gewohnheit im besten Sinn, etwas, worüber man gar nicht viel nachzudenken braucht, aus dem heraus sich das richtige Handeln im konkreten Fall aber wie von selbst ergibt.

Paulus fordert also zum Handeln. Aus dem Glauben, aus diesem Vertrauen auf Gott, der gut ist, folgt der Aufruf, selber gut zu sein - und zwar wieder unabhängig von der Situation. Egal, wie uns etwa die Mitmenschen begegnen, als Christen, als Glaubende, die auf Gottes Güte vertrauen, sollen wir gleichsam selber ein Spiegelbild dieser Güte Gottes sein.

Allgemein könnten wir sagen: Der Glaube will Frucht bringen. Davon spricht auch das Bild vom Weinberg, von dem wir in der ersten Lesung und im Evangelium gehört haben. Ein Weinberg, dessen Reben keine guten Trauben bringen, ist nutzlos; ein Glaube, der nicht gelebt wird, der keine Auswirkungen auf unser Tun und Lassen hat, ebenfalls.


3. Und was ihr gelernt und angenommen, gehört und an mir gesehen habt, das tut!

Die dritte Mahnung des Paulus kann wie eine Entlastung wirken. Er zeigt uns sein eigenes Beispiel. Wir wissen, dass er selbst erst auf manchen Irrwegen hingefunden hat zum Glauben an Jesus Christus, den er dann aber um so leidenschaftlicher weitergetragen und verbreitet hat. Das heißt doch für uns nichts anderes, als dass wir nicht verzweifeln brauchen, wenn es uns nicht von heute auf morgen gelingt, das bedingungslose Vertrauen auf Gott aufzubringen und aus diesem Vertrauen heraus ein "tugendhaftes" Leben zu führen.

Aber die Mahnung des Paulus ist keineswegs, sich zurückzulehnen, sondern bei dem zu bleiben, "was ihr gelernt und angenommen habt", es immer wieder neu zu versuchen. Gelungene Beispiele wie sie Paulus und viele andere Menschen geben, können dafür eine gute Motivation sein.


So dürfen wir die Mahnungen des Paulus an die Gemeinde in Philippi und auch an uns zusammenfassen in dem Dreischritt:

(1) in allen Situationen bedingungslos auf Gott vertrauen

(2) aus diesem Vertrauen heraus selbst konsequent das eigene Leben gestalen

(3) nicht aufgeben, sondern es immer neu versuchen


Zu den liturgischen Texten

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