Erscheinung des Herrn - mit "Kinderlwiegen"


Liebe Brüder und Schwestern!

Das heutige Fest der Erscheinung des Herrn will uns zeigen, wer dieses Kind ist, das an Weihnachten geboren wurde: Ein kleines Kind, Mensch unter Menschen - und doch ein besonderes Kind.

Die Gaben der Weisen aus dem Morgenland sind oft in diese Richtung gedeutet worden: Gold für den König, Weihrauch für den Gott, Myrrhe als Salbe, die beim Begräbnis verwendet wird, für den Heiland und Erlöser.

Ja, Jesus Christus, dessen Geburt wir an Weihnachten gefeiert haben, ist wahrer Mensch. Aber gerade als wahrer Mensch offenbart er uns Gott, ist er selbst wahrer Gott.

Insofern kann das heutige Fest zum großen Glaubensfest an Jesus Christus als wahren Gott und wahren Menschen werden. Gott kommt uns in Menschengestalt nahe.

Ein mittelalterlicher Brauch, der sich in Scheibbs erhalten hat bzw. neubelebt wurde, ist das sogenannte "Kinderlwiegen" - und das soll genau dasselbe ausdrücken. Wenn wir jetzt gleich die kleine Statue des Jesuskindes in der Wiege hin und herwiegen, wenn wir alle eingeladen sind, in rhythmischem Schritt diese Wiegebewegung mitzuvollziehen, bekennen wir uns zur wahren Menschheit dieses Kindes, stellen uns sozusagen in den Stall bzw. das Haus von Betlehem hinein, wo Maria und Joseph sich zärtlich um ihr Neugeborenes kümmern, drücken wir damit aus, dass uns dieses Kind auch heute genauso nahe sein will wie vor über 2000 Jahren. Und wenn wir dazu Verse singen wie 

"der hymelische künig klar / nam die menschhait offenbar" 

oder 

"Ewigs vater ewigs wortt / war got war mensch der tugende hort",

dann bekennen wir uns - wie die Weisen aus dem Morgenland - dazu, dass dieses kleine Kind kein gewöhnliches Kind ist, sondern wahrer Gott und wahrer Mensch - Gott, König und Erlöser.

(Video vom 06.01.2023)

Es folgt das "Kinderlwiegen" nach der Beschreibung des "Mönch von Salzburg":

"Und so man das kindel wiegt über das Resonet in laudibus hebt unnser vraw an ze singen in ainer person Yoseph lieber neve mein So antwurt in der andern person Yoseph Geren liebe mueme mein Darnach singet der kor dy andern vers in aines dyenner weis"

Zu den liturgischen Texten

Zu "Joseph, lieber nefe mein"




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