Taufe des Herrn - Lj. C (1700 Jahre Konzil von Nizäa)

 Liebe Brüder und Schwestern!

"Du bist mein geliebter Sohn", so bekennt sich der himmlische Vater zu Jesus im Moment seiner Taufe.

Ja, Jesus ist der Sohn Gottes. Aber was das heißt, wie wir es wirklich zu verstehen haben, was es mit der Person Jesu auf sich hat, das bleibt ein großes Geheimnis unseres Glaubens. Zu allen Zeiten ist viel darüber nachgedacht worden. Besonders im vierten Jahrhundert, nachdem die Christen im Römischen Reich nicht mehr verfolgt worden sind und das Christentum sich zur Staatsreligion entwickelt hat, hat es verschiedene Auffassungen gegeben. In Alexandrien in Nordafrika, einer wichtigen Bischofsstadt der Antike, hat es einen Priester namens Arius gegeben, der behauptet hat, Jesus sei zwar ein ganz besonderer Mensch, aber trotzdem nicht mit Gott gleichzusetzen. Er sei das erste und erhabenste aller Geschöpfe, aber eben ein Geschöpf, Gott untergeordnet. Demgegenüber sind andere Gelehrte, Theologen, Priester, Bischöfe aufgestanden und haben sich zur Gottheit Jesu bekannt. Der hl. Alexander, der damals Bischof von Alexandria gewesen ist, hat diesen Priester Arius sogar für aus der Kirche ausgeschlossen erklärt, weil das, was er von Jesus glaubt, nicht mehr der Glaube der Kirche ist.

Der Streit darum, ob Jesus Gott ist oder doch nur ein ganz besonderes Geschöpf, der hat Wellen geschlagen und die Christenheit regelrecht gespalten. Und das hat schließlich den römischen Kaiser Konstantin auf den Plan gerufen, der das Christentum auch politisch als einheitsstiftendes Moment in seinem Weltreich einsetzen wollte, was natürlich nicht möglich ist, wenn es in einer so grundlegenden Frage uneinig ist. Konstantin hat dann alle Bischöfe des Reiches zu einem Konzil in Nizäa, unweit von Konstantinopel, dem heutigen Istanbul, eingeladen, damit dort die Frage geklärt werden sollte. Auch der hl. Bischof Nikolaus von Myra, den wir als Geschenkebringer kennen, ist einer der Konzilsväter von Nizäa gewesen. Heuer jährt sich die Eröffnung dieses ersten Konzils von Nizäa zum 1700. Mal; im Jahr 325 hat es stattgefunden.

Das Ergebnis des Konzils ist gewesen, dass man ein klares Bekenntnis zur Gottheit Christi ausgesprochen hat. Man hat sozusagen die Stimme des himmlischen Vaters bei der Taufe Jesu wiederholt: "Du bist mein (Gottes) geliebter Sohn" - und man hat mit philosophischen Begriffen versucht, dieses Bekenntnis klar auszudrücken. Jesus ist kein Geschöpf: er ist "gezeugt, nicht geschaffen", wie es geheißen hat; er ist aber auch kein zweiter Gott neben Gott Vater, sondern "eines Wesens mit dem Vater"; er ist "Gott von Gott" so wie das "Licht vom Licht" ausgeht.

Dieses Glaubensbekenntnis des Konzils von Nizäa, das heuer 1700 Jahre alt wird, wird auch Sonntag für Sonntag von Christen weltweit gesprochen, die sich so in eine lange Tradition derer hineinstellen, die sich zu Jesus Christus bekennen. Im deutschen Sprachraum ist es zwar eher üblich geworden, das noch ältere, kürzere Apostolische Glaubensbekenntnis zu sprechen, aber wir kennen das Große Glaubensbekenntnis zumindest von verschiedenen klassischen Messvertonungen in seiner lateinischen Fassung: "Credo in unum Deum" - "Ich glaube (bzw. im griechischen Original: Wir glauben) an den einen Gott".

Liebe Brüder und Schwestern!

Ich möchte das 1700-Jahr-Jubiläum des Konzils von Nizäa zum Anlass nehmen, das Große Glaubensbekenntnis in unseren Pfarren etwas bekannter zu machen. So möchte ich mir vornehmen, dass wir es zumindest in diesem Jahr Sonntag für Sonntag sprechen - dazu liegen zur einfacheren Handhabung auch Kärtchen mit dem Text in den Bänken auf. Wahrscheinlich in der Fastenzeit möchte ich auch eine Predigtreihe zu ausgewählten Sätzen dieses Bekenntnisses halten.

Aber nochmal zurück ins Heute und zum heutigen Evangelium: Wenn Gott Vater sich heute im Evangelium selbst zu seinem Sohn bekennt, dann kann das eine zusätzliche tiefe Bedeutung für unser Glaubenbekenntnis haben: Wir bekennen uns zu Gott, so wie Gott Vater sich zu Gott Sohn bekennt. Und so wie Gott, der Heilige Geist beim Bekenntnis von Gott Vater zu Gott Sohn zugegen ist, das ganze innergöttliche Leben der drei Personen dabei auf Erden sichtbar und erfahrbar wird, so sollen auch wir durch unser Glaubensbekenntnis Gott selbst in dieser Welt erfahrbar machen: Was wir mit Worten bekennen, das gilt es dann, auch mit unserem Leben einzulösen. Wir sind berufen so zu leben, wie es unserem Glauben entspricht - auch darüber lohnt es sich sicher, in diesem Jahr und darüber hinaus hin und wieder nachzudenken.

So soll dieses Jahr, das der Hl. Vater als heiliges Jahr ausgerufen hat, auch der Vertiefung unseres Glaubens und unserer Glaubenspraxis dienen; der Vertiefung jenes Glaubens, der uns mit unzähligen Christen auf der ganzen Welt verbindet. So darf ich Sie einladen, dass wir jetzt ganz bewusst den Text dieses Glaubensbekenntnisses sprechen.

Zu den liturgischen Texten

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