30. Sonntag i. Jkr. - Lj. C - Wiedereröffnung der Pfarrkirche Weistrach nach der Innenrenovierung
Liebe Brüder und Schwestern!
Es ist sicher ein besonderer Moment, wenn wir heute erstmals seit fast einem halben Jahr wieder hier in unserer Pfarrkirche die Sonntagsmesse feiern können; hier in einem vertrauten, aber zugleich erneuerten Raum. Wochen und Monate ist hier gearbeitet worden: Staub, Gerüste, Handwerkslärm, ... - Und nun wird dieser Raum wieder seiner eigentlichen Bestimmung übergeben: Gottesdienst, Gebet, Gemeinschaft - Leben aus dem Glauben.
Wenn man eine Kirche renoviert, merkt man: Es geht nicht nur um Putz, Farbe, Licht, ... - all das ist wichtig, und wir freuen uns, dass alles so schön geworden ist. Aber es geht noch mehr um das, was dieser Raum bedeutet. Eine Kirche ist kein bloßes Gebäude; sie ist ein Ort, an dem Menschen in Gemeinschaft oder auch ganz allein mit Gott sprechen; sie ist ein Ort, an dem Gott uns begegnen möchte; sie ist ein Ort, wo wir den Himmel offen erleben dürfen, wie es unser Kirchenpatron, der hl. Stephanus, bei seiner Hinrichtung gesagt hat.
Kirche als Ort der Gottesbegegnung - genau darum geht es auch im heutigen Sonntagsevangelium. Zwei Menschen kommen in den Tempel, um zu beten: der Pharisäer, der sich ganz vorne hinstellt, und der Zöllner, der nur vage und fast schüchtern aufblickt und sagt: "Gott, sei mir Sünder gnädig". - Jesus sagt uns, der zweite gehe gerechtfertigt nach Hause. Warum? Weil er Gott wirklich begegnet ist. Der Pharisäer hat über sich gesprochen, er hat aufgezählt, wie toll er ist; der Zöllner hat kurz, aber ehrlich mit Gott gesprochen.
Liebe Brüder und Schwestern!
So kann auch uns dieses Evangelium etwas lehren - gerade jetzt, wo wir diesen erneuerten Kirchenraum wieder in Besitz nehmen: Entscheidend ist nicht, wie schön die Farbe an den Wänden ist, sondern wie offen unsere Herzen sind. Wichtig ist nicht, ob das Licht stimmt, sondern ob wir uns in das Licht Gottes stellen. Eine so schön renovierte Kirche ist wie eine Einladung an uns, auch unser eigenes Inneres immer wieder in Stand zu setzen. Wo bin ich vielleicht wie der Pharisäer - nur auf mich selbst bezogen? Wo brauche ich den Mut des Zöllners, ehrlich hinzuschauen und zu sagen: "Gott, hab Erbarmen mit mir"?
Dann, liebe Brüder und Schwestern, wird dieser Raum wirklich lebendig - nicht nur, weil er neu gestrichen und beleuchtet ist, sondern weil hier Menschen sind, die Gott suchen, die danken, die bitten, die glauben.

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