Fr. der 5. Osterwoche - Requiem f. + Pfr. Hermann Katzenschlager in Weißenalbern

Liebe Brüder und Schwestern!

Die Schrifttexte, die soeben vorgetragen worden sind, sind nicht eigens für dieses Requiem ausgewählt worden. Ich habe mich entschieden, einfach die Texte vom Wochentag zu nehmen, weil ich finde: Gerade in ihnen gibt uns die göttliche Vorsehung in gewisser Weise eine Würdigung des priesterlichen Dienstes eures und unseres verstorbenen Pfarrers an die Hand!

Da ist zunächst die Lesung aus der Apostelgeschichte, die vom Ende des sogenannten Apostelkonzils berichtet. Die junge Kirche hat dort die Streitfrage zu lösen gehabt, ob man zuerst Jude werden und die jüdischen Kultgebote halten muss, bevor man zur Taufe zugelassen werden kann. Heute haben wir davon gehört, dass die Apostel Boten aussenden, um die Beschlüsse ihrer Zusammenkunft mitzuteilen und umzusetzen.

Es geht mir dabei gar nicht so sehr um den Inhalt dieser Beschlüsse. Ich meine, man kann darin eine Parallele zum Lebenswerk unseres lieben Verstorbenen erkennen. 1963 ist er zum Priester geweiht worden. Zu dieser Zeit hat in Rom gerade eine große Versammlung von Bischöfen getagt. Das Bischofskollegium als Nachfolger des Apostelkollegiums war anfangs mit Papst Johannes XXIII., später mit Paul VI., als Nachfolger des Apostels Petrus zum Zweiten Vatikanischen Konzil versammelt. Dieses Konzil ist zwar nicht direkt zur Schlichtung einer Streitfrage einberufen worden wie das Apostelkonzil, aber es hat doch versucht, den Glauben der Kirche für die heutige Zeit zu verkünden, auch neue Wege zu finden, die ewigen Wahrheiten auf die Situation der modernen Welt anzuwenden.

Nach dem Apostelkonzil sind Paulus und Barnabas mit Judas und Silas zurück nach Antiochia geschickt worden, um die Konzilsbeschlüsse bekanntzumachen. So ähnlich, dürfen wir sagen, ist Hermann Katzenschlager, während des Zweiten Vatikanums von Bischof Franz Zak zum Priester geweiht, ausgesandt worden, um in unserer Diözese das Konzil umzusetzen - zuerst als Kooperator bzw. Kaplan an verschiedenen Stellen, schließlich als Pfarrer in Kirchberg am Walde und später zusätzlich in Süßenbach und Weißenalbern. Und ich wage schon zu behaupten, dass er unseren Pfarren eine solide kirchliche Prägung im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils gegeben hat: ganz in der Tradition stehend - er hat ja auch viel zur Geschichte unserer Orte geforscht - aber doch angepasst an die jeweiligen Zeitverhältnisse (auch wenn man zugeben muss, dass er sich gerade in den letzten Jahren, die ja auch viele Veränderungen gebracht haben, sicher schwerer getan hat). So haben ihm unsere Pfarrgemeinden und die ganze Marktgemeinde Kirchberg am Walde sicher vieles zu verdanken. Wir dürfen uns wohl wie die Brüder in Antiochia, zu denen die Abgesandten des Apostelkonzils gekommen sind, über so manche "Ermunterung" im Glauben freuen, die er uns gebracht hat.

Wenn Hermann Katzenschlager über das Apostelkonzil gepredigt hat - ich kann mich konkret an einige Maiandachten erinnern, bei denen er das thematisiert hat - dann hat er immer großen Wert auf die Formulierung gelegt, die die Apostel verwendet haben: "Der Heilige Geist und wir haben beschlossen ..." - Das Apostelkonzil und auch das Zweite Vatikanum waren keine einfachen demokratischen Parlamentsversammlungen, sondern wir sind im Glauben überzeugt, dass durch sie der Hl. Geist wirkt; dass Gott selbst es ist, der seine Kirche leitet.

Und so bin ich mir sicher, dass es auch ganz und gar nicht im Sinne des Verstorbenen ist, eine einfache Laudatio auf sein Lebenswerk zu halten, ohne zu erwähnen, dass der eigentliche Protagonist auch seiner Leistungen der Hl. Geist ist, der ihm durch die Handauflegung des Bischofs bei der Priesterweihe zuteil geworden ist. Und ich kann mir bildlich vorstellen, wie er mich durchaus aufbrausend und lautstark darauf hinweisen würde, würde ich diesen Hinweis unterlassen. Nichtsdestoweniger muss gesagt werden, dass der Mensch sich dem Wirken des Hl. Geistes öffnen muss, dass er selbst aktiv mitarbeiten muss und Ja sagen muss zum Willen Gottes - wie es auch die Gottesmutter Maria in einzigartiger Weise getan hat, deren wir im Monat Mai in besonderer Weise gedenken: "Siehe, ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort." Ich bin zutiefst überzeugt: Hermann Katzenschlager hat dieses "Fiat" Mariens nicht nur unzählige Male im "Engel des Herrn" rezitiert, sondern hat es gelebt. Und genau deshalb sind sein Leben und sein Priestertum fruchtbar gewesen - fruchtbar nicht zuletzt für uns!

Liebe Brüder und Schwestern!

Wenn ich von Fruchtbarkeit rede, führt mich das schließlich noch kurz zum Evangelium. Es sind Verse aus den Abschiedsreden Jesu, die auch am Sonntag bei der hl. Messe im Evangelium vorkommen werden. "Ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt", sagt Jesus zu seinen Jüngern. Wie gesagt, ich wage zu behaupten, Hermann Katzenschlager hat bei uns große Frucht gebracht. Auch ganz persönlich darf ich ihm dankbar sein, denn meine eigene priesterliche Berufung ist zu einem großen Teil Frucht seines Wirkens. Mögen die Früchte seiner Jahre bei uns, wie Jesus sagt, auch bleibende Früchte sein! Das freilich hängt im Letzten auch von uns selber ab. Wenn wir die Freundschaft mit Jesus leben, von der das Evangelium spricht, dann ist sein Priesterleben nicht umsonst gewesen; dann ist das die schönste Form, das Andenken an einen langjährigen Pfarrer hochzuhalten! Ich bin überzeugt: Das würde ihm mehr Freude bereiten als tausend schöne Worte zu seiner Person, die ihm immer zuwider waren, oder hunderte Kränze und Kerzen bei seinem Grab!

Liebe Brüder und Schwestern!

Heute sind wir versammelt nicht einfach zum Abschiednehmen von Hermann Katzenschlager, sondern um für ihn zu beten und für ihn das Opfer Christi zu feiern (mit dem Kelch, den er mir anlässlich meiner Priesterweihe geschenkt hat).

Möge Gott, der Herr, ihm manche Fehler und Sünden vergeben und ihm reichen Lohn für sein Wirken schenken!

Ja, möge Jesus, der sein Herz für uns Menschen gegeben hat - heute ist ja auch der Herz-Jesu-Freitag, den Pfarrer Katzenschlager immer hochgehalten hat - möge Jesus selbst, der uns seine Freunde nennt, sein ewiger Lohn sein!

Mögen die Gottesmutter Maria und der hl. Hermann Josef von Steinfeld Fürsprache für ihn einlegen und ihn einführen in die Gemeinschaft der Heiligen, wo er ewig das Lob Gottes singen darf, das er auch auf Erden immer wieder so leidenschaftlich angestimmt hat!

Amen.


Zu den liturgischen Texten (Schrifttexte vom Tag)

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