25. Sonntag i. Jkr. - Lj. B - Kurzpredigt

Liebe Brüder und Schwestern!

Wer kennt das nicht? Man hört etwas, kann es ganz genau wahrnehmen, erkennt auch die einzelnen Wörter, aber versteht es nicht. Der Sinn des Gesagten bleibt einem verborgen. Vielleicht kennen es die Kinder aus der Schule, die vor kurzem nach den Ferien wieder begonnen hat: Es wird etwas gesagt, der Lehrer versucht etwas zu erklären, man hört ihn gut, aber versteht es einfach nicht. Möglicherweise kennen wir das auch von der anderen Seite: Eltern sagen ihren Kindern, sie sollen jetzt das Zimmer zusammenräumen, den Geschirrspüler ausräumen, usw. - Man ist sich sicher, dass die Kinder es gehört haben und sie haben es auch tatsächlich gehört, aber anscheinend haben sie es nicht verstanden, denn das Zimmer ist auch Tage danach noch unaufgeräumt und der Geschirrspüler inzwischen von der Mutter selbst ausgeräumt worden.

So ähnlich ist es auch Jesus in seinem Wirken öfter ergangen. Wir brauchen nur denken an die Gleichnisse, die oft nicht verstanden werden. Da kommen die Jünger öfter sogar ganz explizit zu ihm und bitten ihn: Erkläre uns den Sinn dieses Gleichnisses. Aber wie bei den Eltern, die das Zimmer unaufgeräumt vorfinden, erkennt man, dass eine Botschaft nicht angekommen ist, wohl auch manchmal am Verhalten der Adressaten. - Von solch einer Situation haben wir heute im Evangelium gehört.

Jesus macht eigentlich eine ganz deutliche Ansage, könnte man meinen: "Der Menschensohn wird in die Hände von Menschen ausgeliefert und sie werden ihn töten; doch drei Tage nach seinem Tod wird er auferstehen." - Zugegeben, dass die Jünger mit der Rede von der Auferstehung noch nichts anfangen konnten, mag uns nicht verwundern. Aber dass Jesus hier von seinem gewaltsamen Tod spricht, der bevorsteht, scheint auf der Hand zu liegen. Trotzdem, warum auch immer, verstehen die Jünger dieses Wort Jesu nicht (bzw. den Sinn dieses Wortes; im griechischen Text steht hier logos), aber sie sagen es Jesus nicht, sie bitten ihn diesesmal nicht um eine Erklärung - warum auch immer, vielleicht ahnen sie bereits, was es bedeuten mag, aber wollen es nicht wahrhaben. Jedenfalls geht die Reise kommentarlos weiter.

Doch Jesus merkt, dass er nicht verstanden wurde. Und woran? Eben am entsprechenden Verhalten der Jünger. Diese hatten nämlich unterwegs darüber gestritten, wer von ihnen der Größte sei. - Und genau damit verfehlen sie den Sinn von Jesu Leidensankündigung: Auferstehen, also leben im vollen Sinn, wird nur, wer zuvor stirbt. Oder umgemünzt: Groß wird man nur, indem man sich klein macht.

Liebe Brüder und Schwestern!

Jesus wird nicht verstanden - etwas, das wir auch aus unserem Alltag kennen. Und wie geht Jesus damit um? Nun, in der Erzählung des Evangeliums startet er einen neuen Anlauf. Er geht auf die Verständnisschwierigkeiten der Jünger ein und versucht es erneut. Er stellt ein Kind in ihre Mitte, stellt ihnen also sichtbar und eindrucksvoll dar, worum es ihm geht. Vielleicht könnten auch wir von diesem Vorgehen Jesu etwas lernen: Geduld mit unseren Mitmenschen haben, wenn wir missverstanden werden, weil Jesus, weil Gott auch Geduld mit uns hat, wenn wir ihn nicht auf Anhieb verstehen, wenn unser Leben nicht auf Anhieb so ist, wie es seinem Willen entspricht.

Zu den liturgischen Texten

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