6. August - Verklärung des Herrn (Lj. C)

Liebe Brüder und Schwestern!

"Da ist mir ein Licht aufgegangen" oder "Jetzt sehe ich das in einem völlig neuen Licht". - So sagen wir, wenn wir eine neue Erkenntnis gewonnen haben, wenn wir zu neuen Einsichten gelangt sind.

Im Evangelium des heutigen Festtages erfahren wir von einer Begebenheit, bei der den drei Jüngern Petrus, Jakobus und Johannes buchstäblich ein Licht aufgegangen ist. Sie sehen Jesus nach diesem Ereignis auf dem Berg sicher in einem anderen Licht, auch wenn das mit den Augen sichtbare Leuchten wieder vergeht und sie ihn in seiner gewohnten Gestalt wahrnehmen.

Freilich, es bleiben Fragen bei den Aposteln zurück. Sie wissen nicht recht, was die Erscheinung von Jesus, Mose und Elija im strahlenden Lichtglanz bedeuten soll. Petrus ringt nach Worten, um dem Gesehenen zu begegnen: "Lass mich drei Hütten bauen" - "Er wusste aber nicht, was er sagte", fügt der Evangelist Lukas erklärend hinzu.

Nein, die Ver-Klärung Christi hat keine endgültige Klärung, keine definitve Klarheit für die Jünger gebracht. Aber eines ist ihnen dadurch sicher doch klarer geworden: Dieser Jesus, dem sie folgen, ist kein gewöhnlicher Wanderprediger, wie es damals viele gegeben hat. Er steht in einer Reihe mit Mose und Elija, mit den Großen der Geschichte - und er geht sogar über sie hinaus: Alle drei erscheinen in strahlendem Licht, doch als die Wolke - das Zeichen der Gegenwart Gottes im Alten Testament - sie überschattet, ist Jesus wieder allein und die Stimme Gottes zeichnet ihn aus als Gottes geliebten Sohn.

Liebe Brüder und Schwestern!

Eine definitive Klarheit darüber, wer Jesus ist, haben die Jünger auf dem Berg der Verklärung sicher noch nicht gehabt. Aber ihnen ist wohl klar geworden, dass ihnen in Jesus Gott selbst nahe kommt. Sie haben ihn danach sicher in einem anderen Licht gesehen, auch wenn sie zunächst vom Berg wieder hinabsteigen müssen, wenn sie sozusagen weiter auf dieser Welt wandern müssen, wenn das Licht, das sie sehen durften noch nicht ihr ganzes Leben sichtbar erfüllt.

So kann die Verklärung Christi auch für uns von Bedeutung sein, wenn wir mit Jesus auf dem Weg sind, wenn wir uns bemühen, ihm nachzufolgen. In unserem Glaubensleben gibt es sicher auch hin und wieder diese lichten Augenblicke, diese Momente, wo uns ein Licht aufgeht, wo wir alles in einem neuen Licht wahrnehmen können, wo alles einfach Sinn ergibt, ohne dass wir alle Einzelfragen beantworten könnten. Nutzen wir diese Erfahrungen als Stärkung auf unserer Wegstrecke, aber halten wir nicht zwanghaft daran fest! Haben wir den Mut, auch vom Berg der Verklärung wieder hinabzusteigen und im Dunkel unserer alltäglichen Sorgen Jesus nachzufolgen!

Eines aber bleibt von der Verklärung Jesu; eines soll auch bleiben von unseren Verklärungsmomenten: Hören wir nicht auf, Jesus in einem anderen Licht zu sehen! Halten wir uns an ihn, denn sein Licht leuchtet, auch wenn wir es nicht immer wahrnehmen können. In ihm kommt uns Gott selber nahe und will unsere Dunkelheit mit seinem Licht erhellen.

Amen.


Zu den liturgischen Texten

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