Herz-Jesu-Freitag, 2. September 2022 (Amelungenhadsch, Mariahilfberg)

Liebe Bundesbrüder, liebe Wallfahrer,
liebe Brüder und Schwestern!

Im Garten des UNO-Hauptgebäudes in New York steht eine Bronzeskulptur, die das Motiv bildlich darstellt, das wir soeben in der Lesung aus dem Buch Jesaja gehört haben: "Dann werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen umschmieden." Diese Skulptur ist ein Geschenk gewesen, das die Sowjetunion 1959 an die Vereinten Nationen gemacht hat, um die Zusage einer "friedlichen Koexistenz" zu unterstreichen.

Liebe Bundesbrüder!

Unter dem Eindruck des Ukrainekrieges hat sich Bbr. Romeo entschlossen, die heurige Amelungenhadsch unter das Thema "Frieden" zu stellen. Was ist geworden aus der friedlichen Koexistenz, die 1959 beschworen wurde? Der Kalte Krieg wieder aufgeflammt und sogar zu einem sehr heißen Krieg geworden? Was ist mit jener Weissagung des Jesaja, die die Schwerter für überflüssig erklärt, wenn Gott alle Völker auf seinem heiligen Berg vereint? Werden Schwerter wirklich zu Pflugscharen; Kriegsgerät zu friedlichem Gebrauchsgegenstand? Werden nicht vielmehr gerade aus den Pflugscharen Schwerter geschmiedet; aus Gebrauchsgütern wie Gas oder Geld Waffen gemacht? Nein, unsere Zeit scheint nicht jene zu sein, die Jesaja ankündigt. Wir scheinen uns eher davon wegzubewegen als darauf zuzusteuern!

Liebe Brüder und Schwestern, wir haben uns aufgemacht zu einer Wallfahrt. So ähnlich wie das Jesajabuch von der großen Wallfahrt der Völker spricht, die zum Berg des Herrn in Jerusalem führen wird, so haben wir uns aufgemacht nach Mariazell. Und wahrscheinlich wird unsere Wallfahrt auch nicht den Frieden auf Erden bringen, wird sie noch nicht die große Völkerwallfahrt sein, die Schwerter und Lanzen überflüssig macht. Aber wir sind aufgerufen, das im Kleinen bereits zu leben. Wenn wir uns auf den Weg machen, gemeinsam auch manche beschwerlichen Etappen bewältigen, dann kann etwas aufbrechen von dem, was zum Frieden beiträgt. - Also halten wir einen ersten Punkt fest: Wir sind gemeinsam unterwegs, dürfen im Kleinen bereits diesen endzeitlichen Frieden beginnen lassen, wenn wir uns gegenseitig unsterstützen und uns helfen, auf dem Weg zu bleiben und ans Ziel zu kommen.

Und damit komme ich aber schon zu einem zweiten Punkt: Eine Wallfahrt hat ein Ziel, sie ist nicht einfach nur eine ausgedehnte Wanderung. - Und das ist vielleicht sogar der entscheidende Punkt, warum es auf Erden immer noch so viel Unfrieden gibt. Die große Völkerwallfahrt im Jesajabuch führt zum Gottesberg, führt hin zu Gott. Ja, wenn wir alle uns aufmachen und zu Gott hinpilgern, dann kommen wir auch einander näher. Dann braucht es keine Kriege mehr. Dann können wir - wie es Jesus im Evangelium sagt - ausruhen von unseren Mühen.

Liebe Bundesbrüder, liebe Wallfahrer!

Nach unserer ersten Wegetappe sind wir hier auf dem Mariahilfberg angekommen - heute am ersten Freitag im Monat, der immer der Herz-Jesu-Freitag ist. So hält uns Jesus als Stärkung auf unserem Weg sozusagen sein Herz, die Mitte seiner Person, sich selbst hin. - Und wir dürfen ihm unsere Anliegen ans Herz legen - verbunden mit der Fürsprache Mariens.

So dürfen wir bei ihm "Ruhe finden" für unsere Seele, wie es im Evangelium geheißen hat; so dürfen wir ihn um Ruhe bitten für die Kriegsgebiete dieser Erde, besonders für die Ukraine, dürfen wir von ihm jenen Frieden erflehen, der Schwerter und Lanzen überflüssig macht, sodass sie zu Pflugscharen und Winzermessern umgeschmiedet werden können.

Nicht zuletzt ist diese Messe auf dem Mariahilfberg bei der Amelungenhadsch auch traditionell jene Messe, bei der wir besonders für unsere kranken Bundesbrüder und alle bereits verstorbenen Wallfahrer beten. Für unsere Verstorbenen dürfen wir hoffen, dass sie tatsächlich jenen Frieden gefunden haben, der sie auf ewig am Herzen Jesu ausruhen lässt von ihren Mühen. So wollen wir uns nun betend ihre Namen in Erinnerung rufen lassen.

Schrifttexte: Jes 2,1-5 (1. Adventsonntag A); Mt 11,25-30 (Herz Jesu A)

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Heilige Geistkraft statt Heiligem Geist? - Kritische Anmerkungen

17. Sonntag i. Jkr. - Lj. A