Taufe des Herrn - Lj. A

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Bestimmt sind wir alle schon Menschen begegnet, die wir als "abgehoben" bezeichnen würden: Leute, die irgendwie nicht im Leben stehen oder die sich für etwas Besseres halten. Vielleicht sind wir selber auch nicht immer gefeit davor, abzuheben, überheblich zu werden.

Jesus ist da anders. Heute sehen wir ihn, wie sich er, der ja tatsächlich etwas "Besseres" wäre, weil er der Sohn Gottes ist, einordnet in die Schar der Sünder, die sich von Johannes taufen lässt. Johannes möchte es erst auch gar nicht geschehen lassen, aber Jesus besteht darauf, "denn nur so können wir die Gerechtigkeit ganz erfüllen".

Die Gerechtigkeit erfüllen - anscheinend gehört es dabei dazu, nicht abzuheben, sondern sich, im Gegenteil, sogar kleiner zu machen. Von Papst Johannes XXIII. stammt der Ausspruch: "Nie ist der Mensch so groß, als wenn er kniet." Das ist die paradoxe Botschaft des Christentums: Wer sich klein machen kann, ist in Wahrheit groß.

Liebe Brüder und Schwestern!

Wenn wir uns dabei erwischen, dass wir im Begriff sind, "abzuheben", wenn wir uns wichtig machen, für etwas Besseres halten, dann dürfen wir uns zusagen lassen: Ja, du bist etwas Großartiges, du bist ein geliebtes Kind Gottes - so wie Jesus nach seiner Taufe die Stimme des Vaters gehört hat. Aber du bist umso größer, je kleiner du dich machst, je mehr du dich mit deinen Mitmenschen solidarisierst.

Das Fest der Taufe des Herrn, an dem wir ihn sehen, wie er sich einreiht in die Schar der Menschen, bildet den Abschluss der weihnachtlichen Festzeit. So wendet es die Weihnachtsbotschaft von der Menschwerdung Gottes um zur Aufforderung an uns: Mensch, überhebe dich nicht, hebe nicht ab, sondern mach dich klein - dann wirst du vor Gott und den Menschen wahrhaft groß sein.

Amen.

Zu den liturgischen Texten

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