7. Ostersonntag - Lj. A


Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Am Beginn der Corona-Pandemie hat es im kirchlichen Kontext öfter geheißen: Jetzt ist die Zeit der Hauskirche gekommen. – Damit sollte ausgedrückt werden, dass jetzt, wo öffentliche Gottesdienste ausgesetzt worden sind, die Hausgemeinschaften gefragt sind, dass das Gebet vor allem in den Familien gestärkt werden sollte.

Ohne auf die Diskussion einzugehen, ob dieses Verbot von öffentlichen Gottesdiensten gerechtfertigt gewesen ist oder nicht, möchte ich diese Aussage durchaus kritisch sehen. Und zwar nicht darum, weil die Hauskirche, das Gebet in den Familien und in anderen Kontexten, etwas Schlechtes wäre. Aber dass die Zeit der Hauskirchen "jetzt" gekommen ist – diese Aussage habe ich schon damals problematisch gefunden, weil sie doch irgendwie impliziert, dass man jetzt mit etwas beginnen müsse, das vorher nicht dagewesen oder von Bedeutung gewesen ist.

Die erste Lesung des heutigen Sonntags stellt uns die erste "Hauskirche" vor – ganz unabhängig von einer Corona-Pandemie und doch wesentlich und zentral: Die Jünger Jesu sind nach seiner Himmelfahrt versammelt im Gebet. – Dieses Bild darf sicher prägend auch für uns sein, nicht nur wenn es keine öffentlichen Gottesdienste gibt. Die richtig verstandene Hauskirche ist kein Ersatz für die Teilnahme am amtlichen Gottesdienst, sondern ebenso wie dieser zentral für unser Christ- und Kirchesein, denn unsere Zugehörigkeit zur Kirche hört ja nicht an der Kirchtür auf!

Liebe Brüder und Schwestern, ich möchte nur einen Aspekt herausgreifen, der uns zeigen kann, wie wir heute Hauskirche sein können, nämlich wie diese junge Gebetsgemeinschaft zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten zusammengesetzt ist:

  • Da sind zum einen die Apostel, die Amtsträger der Kirche. Wenn auch in den wenigsten Fällen in unserer persönlichen Hauskirche ein Bischof anwesend sein wird – die Bischöfe sind ja die Nachfolger der Apostel – so ist das doch ein wichtiger Hinweis: Kirche, auch Haus-Kirche, kann es nicht ohne die Verbindung zum Bischof geben, der seinerseits als Nachfolger der Apostel den Bezug zum Ursprung der Kirche, zu Jesus Christus aufrecht erhält. Was will das konkret für unser Gebet heißen? Nun, Christ ist man nicht allein, sondern immer in der Gemeinschaft der Gläubigen, auch wenn man in der Hauskirche vielleicht nur zu zweit oder zu dritt oder auch ganz alleine betet. Wir dürfen und müssen uns im Gebet verbunden wissen mit dem ganzen Volk Gottes, vor allem mit unserer Ortskirche, der Kirche von St. Pölten, die im Bischof von St. Pölten ihren Bezugspunkt hat, aber auch mit der Universalkirche, deren Bezugspunkt der Papst als Bischof von Rom ist.
  • Neben den Aposteln erwähnt Lukas in der Apostelgeschichte aber auch die Frauen, namentlich Maria, die Mutter Jesu, und seine Brüder. – Ein wichtiger zweiter Aspekt des Kirche- (auch des Haus-Kirche-) Seins, der neben das Amtliche tritt. Wir dürfen über allem notwendigen Angebundensein an die Gemeinschaft der Kirche nicht die mütterliche, familiäre, menschliche Ebene vergessen. Wir dürfen so, wie wir sind, vor Gott hintreten. Wir dürfen so, wie wir sind, vor ihm Kirche und Hauskirche sein. Wir dürfen uns auf eine ganz intime Weise mit ihm verbinden. Und wir dürfen väterlich-mütterlich-geschwisterlich füreinander im Gebet eintreten.

Liebe Brüder und Schwestern!

Jetzt ist die Zeit der Hauskirche. – Das hat nicht nur für die Corona-Pandemie gegolten, sondern das gilt immer noch. Wir dürfen, sollen und müssen auch unsere Häuser zu echten "Kirchen" machen – in Verbundenheit mit den Christen unserer Diözese und der ganzen Weltkirche und im familiären Zusammenhalt angesichts der Gegenwart Gottes, die uns zugesichert ist.

Zu den liturgischen Texten


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