31. Sonntag i. Jkr. - Lj. A

Liebe Brüder und Schwestern!

Was macht einen gelungenen Gottesdienst aus? Dass er besonders ansprechend gestaltet ist? Dass passende Gesänge ausgewählt wurden? Dass die Predigt auf die Bedürfnisse der Gemeinde eingeht? Dass möglichst viele verschiedene Personen aktiv beteiligt werden? 

All das mag notwendig und eine Hilfe sein, die Liturgie gut mitfeiern zu können. Aber ist es wirklich das entscheidende?

"Allmächtiger, barmherziger Gott, es ist deine Gabe und dein Werk, wenn das gläubige Volk dir würdig und aufrichtig dient", 

so hat es im Tagesgebet der heutigen Sonntagsmesse geheißen. Was uns hier von der Kirche als Gebet in den Mund gelegt wird, kann eine Mahnung sein, einen übertriebenen Aktivismus zu vermeiden, in unseren Gottesdiensten nicht nur um uns selbst zu kreisen und daraus eigentlich einen Selbstdienst zu machen.

Aber worauf kommt es dann an? Was heißt es, dass ein würdiger und aufrichtiger Gottesdienst Gabe und Werk Gottes ist?

Nun, ich meine: Es kann uns zum einen daran erinnern, dass wir nicht nur äußerlich ein Ritual vollziehen, sondern unsere Riten, Gesänge, Gebete, Hand- und Körperhaltungen, usw. auch ein Ausdruck einer inneren Haltung sind. Gottesdienst nicht als unser Werk, sondern als innere Haltung, die sich ausdrückt.

Wenn Jesus im Evangelium heute einen übertriebenen Formalismus und eine Fixiertheit auf Äußeres bei den Schriftgelehrten und Pahrisäern kritisiert, dann geht die Kritik wohl in dieselbe Richtung. Nicht nur nach außen hin reden, sondern selber auch entsprechend handeln. Sich nicht nur nach außen hin in schöne Gewähner kleiden, sondern das Innere entsprechend bereiten.

Dass ein würdiger und aufrichtiger Gottesdienst ein Werk Gottes ist, das kann aber noch mehr heißen. Es kommt nämlich nicht nur auf unsere innere Haltung an, die sich in den verschiedenen Riten auch nach außen hin ausdrückt, sondern noch viel grundsätzlicher dass unsere innere Haltung der Haltung Gottes selbst entspricht. Der christliche Gottesdienst dreht sozusagen die Richtung um: Nicht wir bringen Gott in kultischen Handlungen etwas dar, das er von uns brauchen würde - wie dies in verschiedenen alten Religionen eben gesehen worden ist, sondern er ist der eigentlich Handelnde. Er bringt uns etwas dar, er selbst ist das "Opfer", um einen Begriff der Religionsgeschichte zu verwenden; er selbst ist das Geschenk an uns, das wir brauchen. Christlicher Gottesdienst besteht nun darin, sich in diesen Prozess hineinzubegeben, sich von Gott beschenken zu lassen. Unsere Riten, Gesänge, Gebete, Körperhaltungen, ansprechende Predigtworte, all das möchte und kann uns eine Hilfe dazu sein. Aber das Eigentliche liegt tiefer; das Eigentliche ist Gottes Werk. Christlicher Gottesdienst ist nicht in erster Linie unser Dienst an Gott, sondern Dienst Gottes an uns.

Liebe Brüder und Schwestern!

Was macht also einen gelungenen Gottesdienst aus? Ich würde sagen: sich hineinbegeben in die Liebe Gottes, die er uns schenkt; sich von ihm beschenken lassen. Und aus dieser Haltung heraus dann ihm aus ganzem Herzen antworten - im Mitvollziehen der rituellen Gebete und Gesänge, im Einnehmen der Körperhaltungen, im Hören auf sein Wort, in besonderer Weise im Empfang der hl. Kommunion, in der er sich uns tatsächlich ganz schenkt. Dann ist unser Gottesdienst kein Aktivismus. Dann sind unsere Gebete nicht nur leere Worte. Dann sind die liturgischen Gewänder, die der Priester und die anderen liturgischen Dienste tragen, oder auch die Sonntagskleidung, die wir anziehen, nicht nur Äußerlichkeiten, sondern Ausdruck einer inneren Haltung. Dann werden wir das Wort der Schrift nicht als Menschenwort ansehen, sondern Gottes Wort darin erkennen - wie es Paulus in der zweiten Lesung sagt.

Bemühen wir uns also, besonders jetzt während der hl. Messe daran zu denken: Gott ist es, der handelt, der uns beschenken möchte. Bemühen wir uns, die Haltung des Empfangens einzunehmen. Und bemühen wir uns, entsprechend dem, was uns geschenkt wird, selbst dann in unserem Alltag Schenkende und Gebende zu werden. Damit uns das immer besser gelingt, kann es hilfreich und gut sein, mit dem heutigen Tagesgebet hin und wieder zu Gott zu sagen:

"Allmächtiger, barmherziger Gott, es ist deine Gabe und dein Werk, wenn das gläubige Volk dir würdig und aufrichtig dient."

Zu den liturgischen Texten

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