6. Ostersonntag - Lj. A

Liebe Brüder und Schwestern!

"Wir stehen in der zweiten Phase", diesen Satz konnten wir in den vergangenen Tagen und Wochen öfter hören. Gemeint ist eine Phase der Lockerungen der strengen Maßnahmen zur Verhinderung der Ausbreitung des Corona-Virus.
"Wir stehen in der zweiten Phase" und seit vergangenem Freitag hat diese Phase sozusagen auch das kirchliche Leben erreicht, wenn nun in einem ersten Schritt öffentliche Gottesdienste unter bestimmten Vorgaben wieder erlaubt sind.

"Wir stehen in der zweiten Phase", dieser Satz stimmt aber auch in Bezug auf die liturgische Zeit, in der wir uns befinden. Auch wenn das Osterfest heuer anders gefeiert werden musste, wir stehen mitten in der Osterzeit und gehen bereits deren Ende entgegen. Seit voriger Woche sind die Sonntagsevangelien aus den Abschiedsreden Jesu genommen. So steigen wir nach der zweimonatigen Pause öffentlicher Gottesdienste sozusagen ein in Phase 2 der Osterzeit, hören vom Abschiednehmen des Herrn, das uns durch die Anordnung der Abschnitte an diesen Sonntagen hinführt zum Fest seiner Himmelfahrt und schließlich zum Pfingstfest.

Liebe Brüder und Schwestern!
Phase 2 in Bezug auf die aktuelle Situation ist vermutlich für die meisten von uns mit einem kleinen Hoffnungsschimmer verbunden. Wahrscheinlich hat es sich sehr bedrückend und belastend angefühlt, mit allen Einschränkungen leben zu müssen. Umso hoffnungsvoller war dann, glaube ich, die Ankündigung, dass es Lockerungen geben kann.
Bedrückt und belastet ist auch Jesus, während er sich von seinen Jüngern verabschiedet. Es ist nach dem Letzten Abendmahl, bald wird er im Garten am Ölberg Blut schwitzen und Todesangst erleiden. Und in dieser bedrückenden Situation hinterlässt er seinen Jüngern gleichsam sein Testament. Im heutigen Abschnitt ermahnt er sie, seine Gebote zu halten, und kündigt ihnen den Beistand des Heiligen Geistes an. Er versucht, ihnen trotz der für ihn selbst belastenden Situation Mut zuzusprechen.

Wir stehen in der zweiten Phase, einer Phase, die uns Hoffnung macht. Und so spricht Jesus seine Worte sicher auch ganz besonders zu uns, will er uns - neben aller Hoffnung, die es im gesellschaftlichen oder gesundheitlichen Bereich gibt - seine Hoffnung schenken.
Wir stehen in der zweiten Phase, wir wissen nicht, wie sie ausgehen wird, was die dritte Phase sein wird. Wir wissen nicht, ob sich die Hoffnungen erfüllen werden.
Aber die Hoffnung, die Jesus uns gibt, die ist garantiert keine leere Hoffnung. Für ihn bedeutet Phase 2 nach seinem Leiden die ewige Gemeinschaft mit dem Vater, das Leben in Fülle, das alle unsere Erwartungen noch um ein Vielfaches übertrifft.

"Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt", hat es in der zweiten Lesung geheißen.
Ja, als Christen sollen wir immer hoffnungsvolle Menschen sein, getragen von der großen Hoffnung, die Jesus Christus uns gibt.
Wir stehen in der zweiten Phase. - Was gibt mir dabei Hoffnung? Und ist diese Hoffnung stark genug, mich durch alle Schwierigkeiten zu tragen?
Jesus, sei du die Hoffnung meines Lebens!
Amen.

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