4. Ostersonntag - Lj. A

Liebe Brüder und Schwestern!

Am heutigen vierten Sonntag der Osterzeit haben wir aus dem 10. Kapitel des Johannesevangeliums gehört, wie sich Jesus mit dem Hirten der Schafe vergleicht. - Ein Bild, das besonders auch für die Priester immer ein gewisses Vorbild gewesen ist. Der heutige Sonntag ist daher ja auch der Weltgebetstag um geistliche Berufe.

Die vergangenen Wochen haben uns alle vor ungeahnte Herausforderungen gestellt. Wie sollten wir umgehen mit der Situation; mit den Einschränkungen, dem Ansteckungsrisiko, der Sorge um den Arbeitsplatz, und vielem mehr?
Wir sind vor großen Herausforderungen gestanden und tun es noch. Das gilt auch für uns als Kirche. Ostern ohne öffentliche Gottesdienste zu feiern, ist ein absolutes Novum gewesen. Und hätte man noch vor einigen Monaten derartiges gehört, hätte man es wohl nur belächeln können.
Große Herausforderungen - das gilt auch für mich als Priester, der sich am Beispiel des Guten Hirten orientieren soll.

Hirtesein bedeutet vor allem Dasein für die Schafe. Und ich empfinde es als die größte Herausforderung für mich als Priester, wie mir das in der aktuellen Situation gelingen kann: da sein. 
Ich habe mich bemüht, vermehrt über die Pfarrhomepage und über facebook Angebote zu setzen, habe nicht wenige Telefongespräche geführt, kurze Gespräche beim Spazierengehen gibt es auch immer wieder. Und doch bleibt das Gefühl, noch immer nicht genug da zu sein (ein Gefühl, das es übrigens durchaus auch außerhalb von Krisenzeiten gibt).
Wie kann es mir als Priester gelingen - in dieser besonderen Krisenzeit, aber auch ganz allgemein - bei den Gläubigen zu sein, sie zu erreichen? Genau auf diese Frage scheint mir das heutige Evangelium eine Antwort zu skizzieren. Wie gelangt man zu den Schafen, wenn man für sie ein echter Hirte sein will? Durch die Tür. Und Jesus sagt von sich selbst, dass er diese Tür zu den Schafen ist.

Wie kann es mir gelingen, Menschen zu erreichen? Nur durch die Tür, die Jesus ist. Nur, wenn ich ihn wirken lasse. Nur wenn ich mich selbst nicht für unverzichtbar halte, sondern mich als sein Werkzeug begreife.
Natürlich habe ich meinen Beitrag zu leisten und muss mich darin immer verbessern. Aber wenn ich über alledem auf ihn vergesse, wenn mir meine Aktionen wichtiger werden als sein Wirken, dann trete ich nicht mehr durch die Tür zu den Schafen, bin ich kein Hirte mehr, sondern bin ich wie ein Dieb oder Räuber.

Liebe Brüder und Schwestern!
Das gilt nicht nur für den Priester. Vergessen wir bei aller Geschäftigkeit, die uns manchmal umtreibt; bei aller Kreativität, die die Situation im Moment von uns verlangt; bei allen Sorgen, die uns vielleicht bedrücken - vergessen wir über alledem nicht den Blick auf ihn, der die Tür ist, durch die wir zu gehen haben; vergessen wir nicht, ihn wirken zu lassen!

Zu den liturgischen Texten

Sonntagsgottesdienst - Eichgraben - Jesus ist mein Hirte.

Gepostet von Pfarre Eichgraben am Sonntag, 3. Mai 2020

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