Dreifaltigkeitssonntag - Lj. A

Liebe Brüder und Schwestern!

In den letzten Wochen und Monaten sind viele Veranstaltungen abgesagt worden, vieles musste verschoben werden oder konnte gar nicht stattfinden.
In allen möglichen Bereichen: in der Gesellschaft, im Vereinswesen, im Sport- oder Kulturbereich; auch im kirchlichen Bereich - eine Osterliturgie mit nur fünf Gläubigen beispielsweise war ein absolutes Novum. Auch jetzt spüren wir noch die Auswirkungen des Lockdowns, obwohl inzwischen schon viele Lockerungen inkraft sind. So hätten etwa am Samstag vor Pfingsten auch Firmlinge aus Eichgraben in Maria Anzbach das Sakrament der Firmung empfangen und hätten wir heute die Erstkommunion hier gefeiert.
Uns in Österreich hat das nicht so sehr getroffen, aber ziemlich zu Beginn des Lockdowns ist am 17. März auch der Gedenktag des hl. Patrick gewesen, der der Hauptpatron Irlands ist und dessen Festtag als Saint Patrick's Day in der ganzen englischsprachigen Welt groß gefeiert wird. Auch diese Veranstaltungen rund um den Saint Patrick's Day mussten heuer abgesagt werden.

Liebe Brüder und Schwestern!
Woran denken Sie, wenn Sie vom Saint Patrick's Day hören? An die Farbe Grün, an irisches Guinness-Bier, an Kobolde? Vielleicht denken Sie auch an das Kleeblatt, das als Symbol für den hl. Patrick, seinen Gedenktag und auch für ganz Irland steht. Und dieses Symbol führt mich zurück zu dem Fest, das wir am heutigen Sonntag nach Pfingsten feiern. Denn das Kleeblatt ist deshalb Symbol für den hl. Patrick, weil er als Missionar in Irland anhand des dreiblättrigen Kleeblattes versucht hat, die Dreifaltigkeit Gottes zu erklären: Drei Personen und doch nur ein Gott.

Es gibt ja so einige Symbole und Analogien, mit denen man versucht, sich diesem großen Geheimnis unseres Glaubens anzunähern. Für den hl. Patrick ist es das Kleeblatt. Der hl. Augustinus zieht in seiner Schrift de Trinitate einen Vergleich mit den Tätigkeiten des menschlichen Geistes - mens, notitia und amor; Verstand, Erkenntnis und Liebe. Für Irenäus von Lyon sind der Sohn und der Heilige Geist die beiden Hände des Vaters, mit denen er die Welt erschafft. Tertullian spricht von Wurzel, Stamm und Zweigen eines Baumes. Das Bild der Sonne, von der Strahlen und Wärme ausgehen, ist auch gerne verwendet worden. Manche Theologen greifen zur Analogie mit der menschlichen Familie - Vater, Mutter, Kind.
All diese Bilder haben ihre Stärken und ihre Schwächen. Einmal wird mehr die Dreiheit betont, einmal eher die Einheit. Aber was es wirklich bedeutet, dass wir an einen Gott in drei Personen glauben, das können auch diese Bilder nur umschreiben. Im Letzten bleibt es ein Geheimnis, das unserem menschlichen Denken zwar nicht widerspricht, es aber immer doch übersteigt.

Ein Gott in drei Personen. Wenn dieser Glaubenssatz so kompliziert ist, warum lässt man ihn dann nicht einfach beiseite, lässt die Dreifaltigkeit Gottes sozusagen "ausfallen" wie die heurigen Saint Patrick's Day-Feiern?

Der irische Botschafter in Deutschland hat anlässlich des Saint Patrick's Day heuer davon gesprochen, dass die verschiedenen Rituale zwar ausfallen, es aber beim Saint Patrick's Day in erster Linie um die "Irishness", die irische Identität geht. (1) 
Und er hat Recht! Und wir dürfen sogar mehr sagen: Bei dem Kleeblatt des hl. Patrick, das für den einen Gott in drei Personen steht, geht es nicht nur um die irische Identität, sondern um unsere christliche Identität, die wir nicht einfach ausfallen lassen dürfen. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes werden wir getauft; im Namen des dreifaltigen Gottes eröffnen wir unsere Gebete; bei der Beichte geschieht die Lossprechung von unseren Sünden im Namen dieses Gottes; kurzum: unser ganzes christliches Leben ist geprägt vom dreifaltigen Gott - auch wenn wir es nie ganz verstehen werden, was es heißt, an den einen Gott in drei Personen zu glauben.

Auch wenn die verschiedenen Bilder das Geheimnis von Gottes Dreifaltigkeit nur umschreiben können, irgendwie um den Kern der Sache herumkreisen und sich mehr oder weniger annähern, eines können wir in der Rede von einem Gott spüren, der Vater und Sohn und Heiliger Geist ist: Gott ist kein einsamer Gott, sondern ein Gott der Beziehungen.
Was im Alten Testament von ihm gesagt wird, nämlich dass er "ein barmherziger und gnädiger Gott" ist, "langmütig und reich an Huld und Treue", ist nicht nur eine Zutat zu seinem göttlichen Sein, nicht einfach eine Laune Gottes, die morgen auch wieder ganz anders sein könnte. Nein, es ist sein innerstes Wesen, dass er in sich Leben, Beziehung, reines Sich-Verschenken, ewige wechselseitige Liebe ist. Und eben weil Gott in sich die Liebe ist, ist er auch seiner Schöpfung in Liebe zugewandt, hat er die Welt sosehr geliebt, wie es im Evangelium heißt, "dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt ... ewiges Leben hat".
Wenn wir unser Leben "im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes" leben wollen, müssen wir auch dieses sein inneres Wesen nachahmen und selbst sich-verschenkende, liebende Menschen werden. Das nämlich macht tatsächlich unsere christliche Identität aus!

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