6. Sonntag i. Jkr. - Lj. C (S. Croce in Gerusalemme in Rom; mit Seminaristen und Kirchenrechtsstudenten)

Liebe Brüder!

Als ich das letzte Mal in Rom eine Sonntagsmesse gefeiert habe (anlässlich einer Priesterweihe im Oktober 2020), bin ich bei der Lesung aus dem Paulusbrief hängengeblieben - damals war es einer der "Gefangenschaftsbriefe", die er der Überlieferung nach in Rom verfasst hat, sodass mich dieser Text besonders angesprochen hat. Die heutige zweite Lesung stammt zwar aus dem ersten Korintherbrief, den er wahrscheinlich in Ephesus und nicht in Rom geschrieben hat; ich möchte aber trotzdem kurz darauf eingehen, was seine Worte aus der Lesung für uns heute bedeuten könnten.

Paulus sieht sich konfrontiert mit der Aussage: "Eine Auferstehung der Toten gibt es nicht." - Nun, ich denke nicht, dass wir in unserem Kreis uns uneinig sein werden, dass die christliche Auferstehungshoffnung integraler Teil unseres Glaubens ist. Ich möchte aber betrachten, wie Paulus mit der Bestreitung dieses Glaubenssatzes umgeht. Er bleibt da nämlich nicht bei theologischen Einzelfragen und Spitzfindigkeiten hängen, sondern führt die Aussage zurück auf das Zentrum des Glaubens. Vergangene Woche erst hat er im 15. Kapitel des 1. Korintherbriefs die Botschaft von Tod und Auferstehung Jesu als den "Grund" bezeichnet, auf dem wir stehen. Er behandelt die strittige Einzelfrage also nicht isoliert, sondern sieht sie in ihrem Zusammenhang mit dem Zentrum des Glaubens: "Wenn Tote nicht auferweckt werden, ist auch Christus nicht auferweckt worden."

Liebe Brüder, es geht mir, wie gesagt, nicht um die eschatologische Frage als solche. Aber ich meine, dass wir von dieser Herangehensweise des Paulus auch etwas für unseren heutigen Verkündigungsauftrag lernen können. Wie oft sind wir angefragt oder gar angefeindet! Wie oft sind es ganz bestimmte Themen, die sogenannten "heißen Eisen", mit denen wir konfrontiert werden (vielleicht in der aktuellen gesellschaftlichen bzw. medialen Debatte mehr als je zuvor)! Wie also damit umgehen? Nun, versuchen wir, wie Paulus nicht dabei stehenzubleiben! Versuchen wir, diese Einzelfragen einzuordnen in ihren Zusammenhang! Versuchen wir, einen Bezug herzustellen zum Zentrum unseres Glaubens, das im letzten keine Idee, theologische Lehrmeinung oder Gedankenspiel ist, sondern die Person Jesu Christi selbst, der für uns gestorben und auferstanden ist!

Dieser Glaube ist es, dieses Festhalten an Jesus Christus, für das Paulus buchstäblich seinen Kopf hingehalten hat. Bitten wir ihn, besonders wenn wir uns gerade einmal vielleicht 10km von seinem Hinrichtungsort Trefontane und 5km von seinem Grab entfernt befinden, um seine Fürsprache, dass es auch uns gelingt, die Zusammenhänge aufzuzeigen und noch wichtiger: uns selber nicht in Einzelfragen zu unserem Glauben zu verlieren, sondern die lebendige Beziehung zu Christus die Mitte unseres Glaubens sein zu lassen.

Zu den liturgischen Texten

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