Mo. d. 10. Wo i. Jkr - Lj II (Pfingstmontag, Maria Mutter der Kirche)

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Der Pfingstmontag ist im kirchlichen Kalender kein Feiertag. Nach dem Pfingstfest treten wir ein in die "Zeit im Jahreskreis", in den liturgischen "Alltag". Der Heilige Geist möchte uns gerade auch in unserem Alltag begleiten, stärken und führen. So haben wir heute eben auch die Schriftlesungen gehört, die für die heutige Werktagsmesse in der 10. Woche im Jahreskreis vorgesehen sind.

In der Lesung begegnen wir da heute König Ahab und dem Propheten Elija. Die Szene spielt in der ersten Hälfte des neunten Jahrhunderts vor Christus im sogenannten "Nordreich Israel". König Ahab hatte sich mit seiner Gattin Isebel eine Frau aus der syrischen Hafenstadt Tyrus genommen. Und diese Frau hat auch ihre eigene Religion mitgebracht. In Syrien ist die Verehrung des Baal als Gott des Wohlstandes und der Fruchtbarkeit sehr verbreitet gewesen. - Und wir können wohl nachfühlen, dass Wohlstand und Fruchtbarkeit sehr anziehende Schlagworte sind, sodass diese Verehrung auch in Israel bald eingesetzt hat.

Wohlstand und Fruchtbarkeit bzw. Gesundheit - wir leben in einer Zeit, in der wir diese Werte vielleicht wieder mehr schätzen gelernt haben angesichts von Corona-Pandemie und Krieg in Europa. Auch wir sind nicht bewahrt davor, diese an sich guten Dinge absolut zu setzen, sie "anzubeten", als das Höchste überhaupt anzusehen. "G'sund bleib'n - das ist das wichtigste", so hört man beispielsweise oft. Insofern kann die Schilderung der Lesung durchaus Aktualität für uns gewinnen.

Denn obwohl Wohlstand und Fruchtbarkeit etwas Gutes sind, sind sie nicht selbst Gott. Im Gegenteil ist es erst Gott, der sie seinem Volk verleiht oder sie ihm auch verweigern kann - diese Einsicht hat sich in Israel langsam durchgesetzt. Und der Prophet Elija spielt in diesem Prozess keine unbedeutende Rolle. Heute muss er dem König ankündigen: Wenn du Wohlstand und Fruchtbarkeit absolut setzt, wenn du so sehr daran klammerst, dass du sie zu Götzen machst, dann wirst du sie erst recht verlieren, dann wird eine Hungernot über dein Land kommen.

Der Prophet selbst, der sich nicht an Baal, an Wohlstand und Fruchtbarkeit geklammert hat, wird hingegen auf wundersame Weise von Gott ernährt: "Die Raben brachten ihm Brot und Fleisch am Morgen und ebenso Brot und Fleisch am Abend."

Liebe Brüder und Schwestern!

Es geht nicht darum, dass wir die irdischen Güter verachten sollen. Aber es geht darum, dass wir die richtigen Prioritäten setzen. Die Seligpreisungen, die uns heute im Evangelium verkündet werden, können uns dabei helfen, können Wegweiser sein für ein Leben nach diesen Prioritäten. Christus empfiehlt uns hier nicht den Fortschritt, den Reichtum, den Wohlstand - ohne all das zu verwerfen. Er lehrt uns, dass wir auf Erden immer die Armen, Hungernden und Trauernden sein werden, aber trotzdem teilhaben dürfen am Reichtum Gottes.

Die Kirche ist sozusagen ein Gegenentwurf zur Verabsolutierung der irdischen Güter. Wenn wir am Pfingstmontag auch den Gedenktag Mariens als Mutter der Kirche feiern, dann soll uns auch sie ein Vorbild sein. Sie zeigt uns, worauf es ankommt: Mir geschehe nach deinem Wort. - Was Er euch sagt, das tut! - In dieser Haltung dürfen wir als Kirche mitten in dieser Welt leben, uns freuen über alles Gute, das uns in ihr begegnet, dürfen Gott auch bitten, alles Böse, Unheilvolle und Schlechte von uns abzuwenden - wir dürfen als Kirche mitten in dieser Welt leben, aber in dem Bewusstsein, dass sie nicht das letzte Ziel unseres Lebens ist.

Heilige Maria, Mutter der Kirche! Bitte für uns, dass wir in unserem Leben die richtigen Prioritäten setzen. Hilf uns, Gott an die erste Stelle zu stellen. Lehre uns, wirklich die Kirche Gottes zu sein, die gerade auf diese Weise der Welt so viel Gutes zu geben hat! Amen.

Zu den liturgischen Texten (Schrifttexte vom Wochentag)

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