15. Sonntag i. Jkr. - Lj. C

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Was macht einen guten Christen aus? Oder anders gefragt: Was ist der Kern des Christentums, worum geht es eigentlich?

Wir könnten darauf viele Antworten geben. Wir könnten auf dieses oder jenes Geheimnis unseres Glaubens verweisen: auf die Dreifaltigkeit Gottes, auf die Menschwerdung in Jesus Christus, auf die bleibende Gegenwart Christi in seiner Kirche - besonders in der Eucharistie und den übrigen Sakramenten, und dergleichen mehr.

Und ganz sicher sind alle diese Antworten nicht falsch, denn all das gehört tatsächlich zum Kernbereich unseres Glaubens. Ohne all das stehen wir nicht in der Gemeinschaft der Kirche, die sich über die Apostel auf Jesus selbst zurückführt.

Aber all diese Antworten haben auch eines gemeinsam: Es sind theoretische Aussagen, Glaubenssätze, die man auswendig lernen kann, Wissen über unsere Religion. Nochmals, um nicht falsch verstanden zu werden: All das ist wichtig, sogar sehr wichtig und zentral, aber wenn wir NUR so antworten würden, würde etwas Entscheidendes fehlen.

Die theoretische Antwort, was das wichtigste Gebot ist, was den Kern der alttestamentlichen Religion darstellt - diese theoretische Antwort hat auch der Gesetzeslehrer geben können, der Jesus auf die Probe stellen wollte: Gott und den Nächsten lieben. - Aber wenn es darum geht, diesen "Lehrsatz" mit Leben zu füllen, wenn Jesus gefragt wird: "Wer ist mein Nächster?", "Was heißt das jetzt für mein Leben?", da bleibt er nicht im Theoretischen, sondern erzählt eine Geschichte, die sich vielleicht sogar tatsächlich so zugetragen hat, die aber jedenfalls tatsächlich so hätte stattfinden können: Ein Mann gerät unter die Räuber; ein Priester und ein Levit kommen des Weges - zwei Gestalten, die die theoretische Antwort nach dem Kern ihrer Religion sicher gekannt hätten - sie sehen ihn und gehen vorüber. Doch dann kommt jemand aus Samaria, aus dem Ausland, ein der Religion "Fernstehender"; und von ihm heißt es: "Er sah ihn und hatte Mitleid", und es wird ausführlich geschildert, wie er dem ausgeraubten Mann geholfen hat.

Liebe Brüder und Schwestern!

Wir können an dieser Schilderung Jesu sehen: Auch wenn es wichtig ist, die theoretischen Antworten geben zu können, sind diese bedeutungslos, wenn sie nicht in die Tat umgesetzt werden. Wenn ich nur theoretisch weiß, dass ich Gott und den Nächsten lieben soll, dann aber versage, wenn ich die Liebe zum Nächsten in die Tat umsetzen soll, dann ist mein Wissen leer und wertlos.

Wenn ich weiß und überzeugt bin, dass Gott dreifaltig ist, dass er in sich Gemeinschaft ist und lebt und diese Gemeinschaft auch mit mir sucht - und wenn ich mich dann der Gemeinschaft mit ihm und mit anderen Menschen verschließe; dann habe ich diesen Glaubenssatz zwar theoretisch angenommen, aber nicht in die Praxis umgesetzt.

Wenn ich an die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus glaube; wenn ich überzeugt bin, dass er in ärmlichste Verhältnisse hineingeboren wurde, sich bewusst klein gemacht hat, um uns zu erhöhen - und wenn ich dann nichteinmal Ärgernis daran nehme, dass es in der Welt noch immer so viel Armut und Not gibt; dann bleibt dieses Glaubensgeheimnis in meinen konkreten Leben leer.

Und wenn ich die bleibende Gegenwart Jesu in der Kirche und in den Sakramenten, besonders in der Eucharistie, zu meiner innersten Überzeugung gemacht habe - dann aber so lebe, als würde es keinen Unterschied machen, oder wenn ich mich gar von der Kirche abwende, weil mir vielleicht einzelne Worte und Handlungen einzelner Amtsträger nicht gefallen, weil sie vielleicht nicht meinem Geschmack entsprechen; dann bleibt die Theorie reine Theorie, dann muss ich mich fragen, ob ich sie wirklich verstanden und verinnerlicht habe, denn sonst würden auf die Theorie entsprechende Taten folgen.

Liebe Brüder und Schwestern!

So könnten wir also noch lange die einzelnen theoretischen Aussagen unseres Glaubens durchgehen und uns überlegen, wie wir sie in die Tat umsetzen können und sollen. Der letzte Satz des heutigen Evangeliums verpflichtet uns dazu, wenn Jesus sagt: "Dann geh und handle du genauso!" - Setze auch du in die Tat um, was du in der Theorie erkannt hast.

Wenn wir jetzt gleich wieder gemeinsam unseren Glauben bekennen, dann sollen das eben keine leeren Sätze sein, sondern sind wir aufgefordert, diesen unseren Glauben tatsächlich zu leben und die Theorie durch unser Leben in die Praxis umzusetzen.

Zu den liturgischen Texten

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