26. Dezember - Hl. Stephanus

Liebe Brüder und Schwestern!

Gestern, an Weihnachten, feiern wir die Geburt eines Kindes, wir feiern den Beginn eines Lebens - und zwar nicht nur irgendeines Lebens, sondern Gott selbst tritt ein in ein Menschenleben.

Und heute schauen wir mit der Lesung auf das Ende eines Lebens. Stephanus muss es mit dem Leben bezahlen, dass er sich zu diesem Gott bekennt, der in Jesus als Mensch in die Welt eingetreten ist.

Zwei Feste, die auf den ersten Blick unterschiedlicher nicht sein können: Geburtsfest Jesu und Todestag des Stephanus. Und doch passen die beiden Tage gut zusammen.

Dass wir Weihnachten und Stephanus an zwei aufeinanderfolgenden Tagen begehen, ist zwar eher ein historischer Zufall, weil das Fest des hl. Stephanus älter ist als die Feier von Weihnachten. Aber dass dieses Heiligenfest nicht verschoben worden ist, als im vierten Jahrhundert die Feier von Weihnachten aufkam, will wohl auch etwas heißen. Anscheinend besteht kein Widerspruch darin, die beiden Tage hintereinander, oder besser gesagt: miteinander zu feiern - denn das Weihnachtsfest wird im kirchlichen Kalender ja nicht nur einen Tag, sondern eine ganze Oktav, d.h. acht Tage lang gefeiert.

Stephanus, der seinem Tode nahe ist, ruft aus: "Ich sehe den Himmel offen". - Und genau das, liebe Brüder und Schwestern, ist es, das wir an Weihnachten feiern: den geöffneten Himmel. "Heut schließt er wieder auf die Tür / zum schönen Paradeis", heißt es in einem Weihnachtslied; und eines anderes Lied sagt mit Blick auf die Krippe: "Hier ist die Pforte des Lebens nun offen zu sehen".

Ja, an Weihnachten öffnet sich der Himmel. Gott tritt ein in ein Menschenleben, er kommt uns näher, als es die Hoffnungen und Sehnsüchte der Menschheitsgeschichte je zu denken gewagt hätten. - Und dieser geöffnete Himmel ist eben keine Momentaufnahme. Gott lebt das Leben eines Menschen - mit allen Konsequenzen, bis zum gewaltsamen Tod am Kreuz. Der Himmel steht uns offen unser ganzes Leben lang; unser ganzes Leben darf sich umfangen wissen von diesem geöffneten Himmel, von dieser unerhörten Nähe Gottes zu uns.

Stephanus ruft am Ende seines Lebens aus: "Ich sehe den Himmel offen". Liebe Brüder und Schwestern, damit wird er auch zum Zeuge dafür, was Weihnachten bedeuten will: Gott ist uns nahe in allen Situationen unseres Lebens - auch und gerade dann, wenn es schwer wird, wenn manche Steine nach uns geworfen werden, wenn unser Leben in Gefahr ist.  "Ich sehe den Himmel offen" - Was uns an Weihnachten zugesagt wird, dauert ein ganzes Erdenleben lang; und sogar darüber hinaus!

Zu den liturgischen Texten

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