26. Sonntag i. Jkr. - Lj. A (mit Ehejubilaren)

Liebe Jubelpaare, liebe Brüder und Schwestern!

Die meisten von uns waren wahrscheinlich schon einmal mit einem Navigationsgerät unterwegs oder sind irgendwo mitgefahren, wo ein Navi dem Fahrer den Weg angesagt hat. Und vielleicht haben Sie dabei auch schon einmal dieses meistens ganz nützliche Gerät verwünscht und verteufelt, weil es Ihnen alles andere als hilfreich gewesen ist.

Erst vor kurzem bin ich beispielsweise von München nach Scheibbs unterwegs gewesen, auf einer Strecke, die ich an sich mittlerweile gut kenne; aber kurz vor dem Grenzübergang in Braunau bin ich wegen einer Straßensperre auf eine Bundesstraße Richtung Passau umgeleitet worden. Ich habe dann das Navi aktiviert, um vielleicht eine Route zu finden, die mich schneller zum Ziel führt als die offizielle Umleitung - mit dem Erfolg, dass ich gefühlt doppelt so lange gebraucht habe, als wenn ich einfach die Hauptstraße bis Passau weiter gefahren wäre ...

Auch wenn solche Navigationsgeräte also nicht immer die beste Route ansagen, sind wir in der Regel aber doch froh, wenn uns jemand den Weg weist, wenn uns jemand sagt, wo es lang geht, sei es ein technisches Gerät, ein guter Beifahrer mit Straßenkarte oder ein freundlicher Einheimischer, den wir um Auskunft bitten.

Im Psalm, mit dem wir auf die erste Lesung antworten, in der es heute um die Wege Gottes und die Wege des Menschen gegangen ist, hat es geheißen: "Zeige mir, Herr, deine Wege, lehre mich deine Pfade!" - Gott selber als das Navi für unseren Lebensweg; und weil er eben Gott ist, dürfen wir sicher sein, dass der Weg, den er uns weist, der beste und sicherste ist, der uns zum Ziel unseres Lebens führt. Bleibt also nur die Frage: Wie erkennen wir diese Wege Gottes? Es ist ja offensichtlich bei Gott nicht so einfach, wie bei einem Navi die Lautstärke nach oben zu drehen, damit man die Navigation besser versteht. - Nun, als Christen leben wir in der Überzeugung, dass Gott uns seinen Weg in Jesus Christus gezeigt hat, der sich selbst als "der Weg, die Wahrheit und das Leben" bezeichnet hat.

Entsprechend mahnt uns der hl. Paulus auch in der zweiten Lesung des heutigen Sonntags nach der Aufforderung, demütig, eines Sinnes, einander in Liebe zugetan zu sein: "Seid untereinander so gesinnt, wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht." Und in eindrücklichen Worten führt er mit einem altkirchlichen Christushymnus aus, worin das Beispiel Christi, der Weg, den er uns weist, besteht: sich entäußern, nicht an sich selbst festhalten - das heißt: sich hingeben.

Liebe Brüder und Schwestern!

Bringen wir es zusammen, mit den Worten des Psalms zu beten: "Zeige mir, Herr, deine Wege"? Haben wir den Mut, Gott zum Navi unseres Lebens zu machen? Vertrauen wir darauf, dass der Weg, den er uns in Jesus Christus zeigt, zum Ziel führt? Und bleiben wir auch auf dem Weg, den Gott uns weist - nicht nur mit großen Worten, sondern auch mit Taten, ganz dem heutigen Evangelium entsprechend?

Natürlich können uns da Zweifel kommen: sich hingeben, auf sich selbst verzichten - kann das wirklich die Erfüllung unseres Lebens sein?

Liebe Jubelpaare!

Was sich vielleicht auf den ersten Blick so abwegig anhört: Die Erfüllung des Lebens in der Hingabe, im Sich-selbst-Weggeben zu finden; dass das tatsächlich aber funktionieren kann, dafür sind Sie für uns das beste Beispiel. Ihre wechselseitige Hingabe, das Sich-dem-Partner-ganz-Schenken - das ist doch genau ein Abbild der Hingabe Jesu, des Sich-Entäußerns, von dem der hl. Paulus spricht. Wenn wir die Ehe als Sakrament bezeichnen, dann deshalb, weil wir überzeugt sind, dass in Ihrer gegenseitigen Hingabe die Hingabe Gottes in Jesus Christus an uns durchleuchtet, erfahrbar und gegenwärtig wird.

"Zeige mir, Herr, deine Wege" - Ob bewusst oder unbewusst: Sie, liebe Ehepaare, sind ein Beispiel, das uns zeigt: Ja, es funktioniert, Gott zum Navi des Lebens zu machen. Ja, es führt zur Erfüllung, sich selbst hinzugeben. Ja, es führt zum Ziel, sich am Beispiel Jesu zu orientieren. - Und wir wünschen Ihnen, dass Sie Ihren Lebensweg noch lange glücklich gemeinsam gehen und uns allen dieses schöne Beispiel gelungener Hingabe aneinander geben können!

(Diese Predigt ist die Überarbeitung einer früheren.)

Zu den liturgischen Texten

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