26. Sonntag i. Jkr. - Lj. A

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Die meisten von uns waren wahrscheinlich schon einmal mit einem Navigationsgerät unterwegs oder sind irgendwo mitgefahren, wo ein Navi dem Fahrer den Weg ansagt.
Erst vor kurzem habe ich mit einem Freund eine etwas abgelegene Kirche besucht. Wir sind dem Navi gefolgt, bis es uns auf einmal in eine Straße bzw. einen Feldweg führen wollte, wo ein Verkehrsschild anzeigte, dass nur Radfahrer und landwirtschaftliche Fahrzeuge einfahren dürfen. Ich bin dann nicht abgezweigt, sondern weitergefahren, bis mir das Navi eine andere Route angesagt hat.
Auch wenn solche Navigationsgeräte also nicht immer den besten Weg ansagen, wie gut ist es doch, wenn einem der Weg gewiesen wird, sei es von einem technischen Gerät, von einem freundlichen Passanten oder von einem guten Beifahrer mit Straßenkarte!

Im Antwortpsalm, der nach der ersten Lesung gesungen worden ist, haben wir Gott gebeten: "Zeige mir, Herr, deine Wege"

Dieses Psalmwort, das ja selbst aus der hl. Schrift stammt, legt uns die Liturgie als Antwort auf die Lesung in den Mund, in der von den verschiedenen Wegen Gottes und des Volkes Israel die Rede gewesen ist: "Hört doch, ihr vom Haus Israel: Mein Weg soll nicht richtig sein? Sind es nicht eure Wege, die nicht richtig sind?" - Eine Frage, die wohl auch an uns gerichtet ist. Ist es nicht oft so, dass wir Gottes Wege tadeln, dass wir es oft besser wissen, wie er seinen "Job" zu tun hätte? Wie oft haben wir uns schon gedacht: Meint Gott das wirklich ernst? Wieso lässt er es regnen, sodass die schöne Familienfeier zerstört wird? Was soll diese ganze Corona-Pandemie, von der alle reden und unter der wir leiden? Ja, bis hin zur Frage: Hätte es nicht einen anderen Weg zur Erlösung gegeben als den Kreuz-Weg Jesu.

Angesichts solcher Anfragen an den Weg Gottes stellt er also auch uns die Frage: "Mein Weg soll nicht richtig sein? Sind es nicht eure Wege, die nicht richtig sind?" Heißt das also, dass wir nichts mehr hinterfragen dürfen? Müssen wir uns einfach unserem Schicksal fügen? Ich glaube nicht, dass das die Absicht des Textes ist, uns das Fragen zu verbieten! Aber das Prophetenwort will unsere Aufmerksamkeit auf unsere eigenen Wege lenken: Wenn du schon die Wege Gottes kritisierst, dann fang zuerst einmal bei dir selber an und überdenke dein eigenes Leben! Oder, um beim Bild zu bleiben, das ich vorher verwendet habe, etwas abgewandelt: Welchem Navi folgst du in deinem Leben? Von wem lässt du dir den Weg weisen?

Liebe Brüder und Schwestern!

Bringen wir es zusammen, Gott zum Navi unseres Lebens zu machen? Wie ernst nehmen wir es, wenn wir mit den Worten des Psalms auf die Lesung antworten: "Zeige mir, Herr, DEINE Wege"? Gott jedenfalls bietet uns seine Navigation an. Und so haben wir in der zweiten Lesung im sogenannten Philipperhymnus vom Weg Gottes in Jesus Christus gehört: "Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, Gott gleich zu sein, ... er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod"

Der Weg, den Gott uns für unser Leben weisen will, ist der Weg der Hingabe. In Jesus gibt er alles hin, verschenkt sich ganz an uns.
Und das Paradoxe ist: Eben dieser Weg der Hingabe ist der Weg zur Erfüllung, der Weg zu einem gelungenen Leben - "Darum hat ihn Gott über alle erhöht".
Eine Logik, die uns oftmals nur schwer einleuchtet. Aber ist es wirklich so abwegig? In Eichgraben feiern wir heute die Festmesse mit den Ehejubilaren. Sich gegenseitig hingeben, ganz für den anderen leben - ist es nicht das, was eine Ehe ausmacht? Und christlich gesprochen stellt die sakramentale Ehe genau jene Hingabe Gottes in Jesus Christus an uns dar, von der der Philipperhymnus singt.

"Zeige mir, Herr, deine Wege"! - Lehre mich die Hingabe an dich und meine Mitmenschen! Lass mich am Beispiel Christi erkennen, dass dieser Weg der scheinbaren Erniedrigung der Weg auch für mein Leben ist; der Weg, auf dem mein Leben zur "Erhöhung" und zum Ziel führt. Sei du das Navi für mein Leben. Amen.


Zu den liturgischen Texten

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