26. Dezember 2023 - Hl. Stephanus

Liebe Brüder und Schwestern!

"Jede*r 7. kann sich Weihnachten heuer nicht leisten."

Mit dieser Information hat die Caritas heuer vor Weihnachten um Spenden gebeten, die armen Menschen in Österreich helfen sollen. Dazu möchte ich zunächst sagen, dass die Caritas hier sicher den Finger in eine Wunde legt - und das ist gut so! Armut ist eine Realität, auch in unserem eigenen Land, und wir sind aufgerufen, den Armen so gut wir können zu helfen, Not zu lindern, soziale Ungerechtigkeit zu überwinden. Aber ich möchte doch Einspruch gegen diesen Satz erheben, weil er so, noch dazu von einer kirchlichen Institution gesprochen, nicht stehenbleiben kann!

"Jede*r 7. kann sich Weihnachten heuer nicht leisten." - Dieser Satz impliziert ja geradezu, dass Weihnachten etwas wäre, das man sich leisten muss. Anders gesagt: Wenn man es sich nicht leisten kann, dann ist nicht Weihnachten. Und das, liebe Brüder und Schwestern, ist sicher nicht der Sinn des Weihnachtsfestes. Das ist es vielleicht, was der Handel sich wünscht, dass der Konsumapparat funktioniert. Aber davon darf für uns nicht das Weihnachtsfest als solches abhängen.

Wenn es wirklich so wäre, dass Weihnachten ein Fest ist, das man sich leisten muss und das andernfalls nicht stattfinden könnte, was wäre das für ein Trost für arme Menschen? Was könnten wir ihnen noch zusagen? Ist es nicht gerade so, dass Weihnachten uns lehrt, dass es auch auf andere Dinge ankommt als materiellen Reichtum? Ja, dass nichteinmal die Gesundheit "das Wichtigste" ist, wie man oft zu hören bekommt? Wie gesagt, ich möchte die Armut und Not von Menschen keinesfalls kleinreden. Aber Weihnachten ist davon unabhängig. Weihnachten ist nicht ein Fest, das WIR uns leisten, sondern das GOTT sich leistet: ER wird Mensch, ER kommt in unsere Armut, ER nimmt uns mithinein in seinen Reichtum, ER steht uns in jeder Situation zur Seite.

Wenn wir heute, am Tag nach Weihnachten, das Fest des ersten heiligen Märtyrers feiern, dann können wir sehen: Weihnachten, die Gegenwart Gottes in unserem Leben, hängt nicht davon ab, dass wir uns dieses oder jenes leisten können. Auch dann, wenn uns all unser Reichtum nicht mehr helfen kann, selbst in der gewaltsam herbeigeführten Todesstunde - und gerade dann - dürfen wir, wie Stephanus, den Himmel offen sehen, dürfen wir Jesus, den Mensch gewordenen Gott, an unserer Seite wissen.

Weihnachten ist nichts, dass wir uns leisten müssten. Nein, Weihnachten ist etwas, das Gott sich für uns leistet.

Zu den liturgischen Texten

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