"Amen" - 1700 Jahre Glaubensbekenntnis von Nizäa
Liebe Brüder und Schwestern!
An den Sonntagen der Fastenzeit habe ich dieses Jahr über einzelne Artikel des Großen Glaubensbekenntnisses gesprochen, das wir anlässlich des Jubiliäumsjahres jeden Sonntag sprechen. Heute möchte nur kurz auf das letzte Wort dieses Bekenntnisses eingehen: Amen.
Ein Wort, das uns sehr vertraut ist, über das wir aber oft nur wenig nachdenken. Bemerkenswert ist schon auf rein sprachlicher Ebene, dass dieses hebräische Wort unübersetzt geblieben ist. Es ist also im original auf griechisch verfassten Neuen Testament als Fremdwort beibehalten worden.
Abgeleitet ist das hebräische Wort "Amen" von der Wortfamilie aman, was man mit "zuverlässig/treu/fest sein" übersetzen könnte. Im Alten Testament wird es manchmal verwendet, wenn das Volk oder auch einzelne Personen ihre Zustimmung zu einem Fluchwort ausdrückt. In diesem Sinn ist die manchmal anzutreffende Übersetzung als "So sei es" zu verstehen. Amen also als Bestätigung zu etwas Gesagtem. Auf uns heute übertragen etwa: wenn der Priester etwas vorbetet und wir darauf "Amen" antworten, machen wir uns das Vorgebete zu eigen. - Damit ist aber sicher nicht alles gesagt, wofür das Amen am Ende unserer Gebete, Bekenntnisse oder auch sonst in der Liturgie stehen kann.
Wie gesagt, von seinem Ursprung her, hat das Amen etwas mit Treue und Zuverlässigkeit zu tun. Wenn Jesus selbst in der Offenbarung des Johannes als das "Amen" bezeichnet wird, dann heißt das: in ihm ist die Treue Gottes unter uns sichtbar geworden. Er ist der größte Treueerweis Gottes uns Menschen gegenüber, jener Treue Gottes, die sich durchhält, auch wenn der Mensch sich von Gott entfernt. - Die ganze Leidensgeschichte, die wir heute und in der Karwoche, die vor uns liegt, betrachten, könnten wir von dieser Seite her betrachten. Wenn wir unser "Amen" sprechen, dann kann das eben auch ein Ausdruck sein, dass wir zu Gott stehen wollen. Insofern ist das "Amen" immer auch ein ganz kurzes Glaubensbekenntnis. Etwa, wenn wir beim Kommunionempfang zur Spendeformel "Der Leib Christi" unser "Amen" sagen, heißt das: Ja, ich bekenne mich dazu, ich stehe dazu, dass dieses unscheinbare Stück Brot wirklich der Leib Christi, dass Christus, dass Gott sich mir wirklich ganz und gar schenkt.
Auf diese Weise kann das Amen auch eine Art Selbstverpflichtungserklärung sein: Ich stehe wirklich dazu, ich stehe zu Gott, und bin bereit, daraus Konsequenzen für mein Leben zu ziehen.
Liebe Brüder und Schwestern!
So soll das Amen, das wir immer wieder sprechen, nicht einfach nur ein gewohnheitsmäßig dahergesagtes Wort sein, sondern es wäre gut, wenn wir hin und wieder auch ganz bewusst unser Amen sprechen:
- als Zustimmung und Aneignung von etwas, das jemand vorgebetet oder vorgesprochen hat,
- als kurzes Bekenntnis unseres Glaubens, als Ausdruck unserer Treue Gott gegenüber
- und als Selbstverpflichtungserklärung, die Konsequenzen aus diesem Glauben an Gott für unser Leben ziehen zu wollen.
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