Gründonnerstag - Messe vom Letzten Abendmahl

 



Bild: Von Indiana Jones and the Last Crusade -
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Liebe Brüder und Schwestern!

Ich denke, die meisten von Ihnen werden den Film "Indiana Jones und der letzte Kreuzzug" aus dem Jahr 1989 kennen. In diesem Film ist Dr. Jones auf der Suche nach dem hl. Gral, jenem Kelch, der von Jesus beim letzten Abendmahl verwendet worden ist. Auch in anderen Filmen kommt der hl. Gral bzw. die Suche nach ihm vor. Der "heilige Gral" ist sogar sprichtwörtlich für etwas geworden, das beispielsweise in einem bestimmten Fachgebiet der Wissenschaft als große ungelöste Frage gilt, die man zu lösen versucht. In der Physik etwa gilt die "Quantengravitation" als der heilige Gral, ein Problem, das bereits Albert Einstein, dessen Todestag sich morgen zum 70. Mal jährt, erkannt hat, aber keine Lösung dafür gefunden hat.

Der hl. Gral steht für etwas Unerreichbares. Im Mittelalter sind erste Gralslegenden aufgekommen - verbunden mit der Sage um König Artus, die bis heute Pate stehen für so manche Verfilmungen, Sprichwörter und anderes.

Der hl. Gral - ein Becher (wenn es nach Indiana Jones geht: ein einfacher Holzbecher), dem enorme Kräfte nachgesagt werden, weil er beim letzten Abendmahl das Blut Jesu getragen hat. So soll er in den verschiedenen Legenden etwa ewiges Leben, Glückseligkeit oder eine nie erlöschende Fülle an feinsten Speisen geben können.

Der hl. Gral - faszinierend, begehrenswert, kostbar, aber unerreichbar.

Liebe Brüder und Schwestern!

Im ersten Eucharistischen Hochgebet, das bis zur Liturgiereform der 70er Jahre bei jeder Messfeier verwendet worden ist, heißt es, wenn der Priester den Kelch zur Wandlung ergreift: Jesus nahm "diesen erhabenen Kelch in seine heiligen und ehrwürdigen Hände". Dieser erhabene Kelch - hic praeclarus calix - das klingt geradezu als wäre dieser Kelch, der jetzt gerade bei der hl. Messe verwendet wird, der hl. Gral, als wäre es genau jener Kelch, den Jesus beim letzten Abendmahl verwendet hat, der unsagbare Kräfte besitzt, weil sich unsagbar Kostbares, nämlich das Blut Jesu, in ihm befindet. 

Und in gewisser Weise, liebe Brüder und Schwestern, ist es tatsächlich so. Egal, welcher Kelch gerade für die Feier der heiligen Messe verwendet wird (heute ist es mein Primizkelch), es ist jener "erhabene Kelch", es ist der hl. Gral - nicht weil Jesus ihn damals vor fast 2000 Jahren beim letzten Abendmahl verwendet hat, sondern weil er jetzt verwendet wird - und zwar nicht nur als Erinnerung an das, was damals geschehen ist, sondern weil es - genauso wie vor 2000 Jahren - "heute" geschieht, dass Jesus sich ganz in den Gestalten von Brot und Wein an den himmlischen Vater und an uns hinschenkt. Wenn heute bei der hl. Messe vom letzten Abendmahl im Hochgebet die Worte eingeschoben werden "das ist heute", dann also nicht nur als Erinnerung an einen historischen Jahrestag, sondern weil es wirklich "heute", hier und jetzt, geschieht.

Der hl. Gral - eine lange Sehnsucht der Menschheitsgeschichte - unerreichbar? Wir dürfen voll Überzeugung antworten: Nein, denn Jesus nimmt "diesen erhabenen Kelch in seine heiligen und ehrwürdigen Hände" - und "das ist heute".

Lassen wir uns darauf ein, lassen wir uns von ihm beschenken - und werden wir letztlich selbst zum "hl. Gral" für unsere Mitmenschen! Denn wenn wir den Leib und das Blut Jesu empfangen, dann können wir selbst unsagbar Großes vollbringen - oder genauer gesagt: dann kann Jesus durch uns unsagbar Großes vollbringen. Deshalb gehören Abendmahl und Fußwaschung auch zusammen: Gestärkt aus dem heiligen Gral sollen wir selber zum heiligen Gral werden und die Hingabe und Liebe Jesu an unsere Mitmenschen weitergeben. - Und vielleicht ist dieses reale Abenteuer sogar noch spannender als die fiktiven Abenteuer eines Indiana Jones.


Zu den liturgischen Texten

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