5. Fastensonntag - Lj. B

Liebe Brüder und Schwestern!
Die Texte der heutigen Sonntagsmesse laden ein zu einem Überblick über die Heilsgeschichte, über die Geschichte Gottes mit seiner Schöpfung, die er zum Heil führen will.
Die erste Lesung spricht vom Bund, vom Bund Gottes mit dem Volk Israel. Um ein wenig zu verstehen, was damit gemeint ist, müssen wir aber noch etwas weiter ausholen.


Im Schöpfungsbericht lesen wir einige Male das Urteil Gottes über sein Werk: "Es war gut", ja sogar "sehr gut". Einige Seiten später in der Bibel, nämlich bereits im 6. Kapitel des Buches Genesis, heißt es dann allerdings: "Die Erde war verdorben." Dazwischen erzählt die biblische Erzählung vom Sündenfall. Sünde, Sein-wollen wie Gott, Übertretung der gottgegebenen Ordnung, Trennung von Gott, Rivalität unter den Menschen, der Brudermord Kains an Abel - die Katastrophe ist eingetreten!
Trotzdem steht Gott auch weiterhin zu seiner Schöpfung, er steht zum Menschen. Und er achtet ihn als Menschen, das heißt als Geschöpf, das sich frei für ihn oder eben auch gegen ihn entscheiden kann. Er beginnt daher klein und unscheinbar mit der Wiederherstellung seiner sehr guten Schöpfung, um den Menschen nicht zu überrumpeln. Er beruft einzelne Menschen: Noach, Abraham, Mose; schließlich ein einzelnes Volk: das Volk Israel, mit dem er seinen Bund schließt: "Ich will euer Gott sein und ihr sollt mein Volk sein."
So sehr mit diesem Bund die ursprüngliche Schöpfungsordnung tatsächlich wiederhergestellt ist, so brüchig und damit vorläufig muss er aber auch erscheinen. Denn der Bund mit Israel bleibt in gewisser Weise etwas Äußerliches. Immer wieder wird er von Seiten der Menschen gebrochen - wir brauchen nur an das Goldene Kalb zu denken: Noch während Mose auf dem Sinai die Bundesurkunde erhält, macht sich das Volk bereits wieder seine eigenen Götter.
Die Lesung aus dem Buch Jeremia, die wir gehört haben, lässt allerdings hoffen auf einen neuen, einen anderen, ewigen Bund. Dieser wird nichts Äußerliches bleiben - auf Steintafeln geschrieben wie der Sinaibund - sondern er wird den Menschen ins Herz geschrieben sein.
Natürlich bleibt der Mensch frei. Die zweite Lesung zeigt uns aber jenen konkreten Menschen, in dem dieser Bund verwirklicht wurde: Jesus Christus. In ihm ist keine Trennung zu Gott zu finden. Ja, das kirchliche Dogma sagt sogar, er selbst ist wahrer Gott und wahrer Mensch, unvermischt und ungetrennt.
Der Mensch bleibt frei, diesen Neuen innerlichen Bund mit Gott anzunehmen. Aber wenn er ihn annehmen will, dann geht es nur, indem er sich zu Christus gehörig weiß, indem er sich von ihm an sich ziehen lässt, wie es im Evangelium heißt.
Und wenn einer zu Christus gehört, dann muss das natürlich auch Auswirkung auf seinen Lebenswandel haben. Zu Christus gehören, heißt ein christliches Leben führen in Gottes- und Nächstenliebe in der Gemeinschaft der Kirche - mit allem, was dazugehört!
Freilich, hier in diesem Leben merkt man noch nicht viel von der Veränderung, die ein christliches Leben für mich persönlich bringt. Aber wir dürfen gewiss sein: Es ist wie mit dem Weizenkorn, von dem der Herr im Evangelium spricht; oder wie mit dem Schmuck der Kreuze und Altäre, den wir verhüllt haben: Einmal wird die Saat aufgehen; einmal wird der Schmuck wieder enthüllt werden und in seiner ganzen Pracht dastehen. Einmal wird es Ostern werden.
Und wer jetzt zu Christus gehört, der wird auch in seiner Auferstehung und in seiner Herrlichkeit zu ihm gehören.
Amen.

Zu den liturgischen Texten

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