32. Sonntag i. Jkr. - Lj. A

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

In der vergangenen Woche sind Allerheiligen und Allerseelen gewesen; für viele von uns Tage, an denen wir unserer lieben Verstorbenen gedenken und für sie beten. Oft ist dieses Gedenken verbunden mit starken Trauergefühlen. Es scheint, also könnte uns nichts über unseren Verlust hinwegtrösten.

Anderes Szenario: Corona-Lockdown. Wieder starke Einschränkungen. Wir sind dankbar, dass es noch möglich ist, uns öffentlich zum Gottesdienst zu versammeln, wenngleich ebenfalls unter sehr restriktiven Einschränkungen, wie dem Verbot des Gemeindegesangs. In jeder neuen Pressekonferenz vertröstet man uns, dass diese Zeit ja nicht von Dauer ist - auch wenn das Ende noch nicht vorherzusehen ist.

Und ein Drittes: Terror und Angst haben sich diese Woche breitgemacht, als es am Montag Abend in Wien zu einem islamistisch motivierten Attentat gekommen ist. Jetzt ist das, was wir immer so weit weggewähnt haben, auf einmal so nahe gekommen. Bisher konnten wir uns, wenn uns solch schreckliche Bilder erreicht haben, damit trösten, dass es ja nicht bei uns ist. Dieser Trost ist schlagartig weggebrochen. Und nicht wenige Menschen bleiben verängstigt und eingeschüchtert zurück.

Drei unterschiedliche Anlässe, eines ist ihnen gemeinsam: Wir Menschen suchen Trost. Doch was kann uns wirklich solchen Trost verschaffen? Wir erahnen ja: Ein einfaches "Hinwegtrösten" über den Tod von lieben Angehörigen und Freunden ist zu wenig; es reicht nicht, die Trauer mit möglicherweise freudigen Dingen zu übertönen. Und auch die "Vertröstung" auf bessere Zeiten ist für den Augenblick oft wenig hilfreich. Und wie vergänglich manche Tröstung sein kann, mussten wir diese Woche auch erleben.

Was kann uns also wirklich Trost verschaffen? Oder ist das Leben tatsächlich eine trost-lose Angelegenheit?

Der hl. Paulus macht uns im ersten Thessalonicherbrief einen Vorschlag: "Tröstet also einander mit diesen Worten!" Er spricht davon, dass wir immer beim Herrn sein werden.

Auch das nur ein einfaches Hinwegtrösten mit irgendwelchen Freuden, die die Trauer lediglich überdecken? Oder ein Vertrösten auf bessere Zeiten? Einmal, im Himmel, wird alles gut; aber jetzt ...

Liebe Brüder und Schwestern!

Ich glaube nicht, dass Paulus uns mit diesen Worten einfach die Trauer übertünchen möchte oder uns einfach darauf vertrösten möchte, dass einmal alles gut wird.

"Tröstet also einander mit diesen Worten" - das griechische Wort parakaleo, das wir mit "trösten" übersetzen, lässt auch an den Parakletos, an den Beistand denken. Damit kann ein Anwalt, ein Rechtsbeistand gemeint sein. Im Johannesevangelium bezeichnet Jesus den Heiligen Geist als den Paraklet, den er uns senden will. "Tröstet einander mit diesen Worten" könnten wir also auch wiedergeben mit "Steht einander bei mit diesen Worten" - und dieses Beistehen ist etwas anderes als ein Hinwegtrösten, ein Verdrängen oder ein Vertrösten auf die Zukunft, sondern etwas, das hier und jetzt erfolgt. "Dann werden wir immer beim Herrn sein", das ist etwas, das uns hier und jetzt echten Trost spenden kann, weil es nicht reine Zukunftsmusik ist, sondern bleibende Gegenwart. Ja, dieser Satz selbst ist im übertragenen Sinn der "Beistand", das, was uns Hoffnung auch in schwierigen Situationen geben kann.

Wenn wir um liebe Verstorbene trauern, dann ist uns zugesagt: Sie sind beim Herrn, so wie wir jetzt auch "beim Herrn", d.h. mit ihm verbunden sind. So sind wir in Christus auch unseren Verstorbenen nahe - ohne, dass uns das die Trauer nehmen oder übertünchen würde, ist das glaube ich doch etwas, das uns echten Trost spenden kann.

Und wenn wir durch schwierige Zeiten gehen, wenn uns Maßnahmen zur Bekämpfung einer Pandemie in unserem Leben einschränken, auch dann ist uns gesagt: Wir sind "beim Herrn", er ist uns nahe, er geht mit uns durch diese Zeit, er selbst ist unser "Beistand" - also keine billige Vertröstung auf bessere Zeiten, sondern die Zusage, dass er auch durch schlechte Zeiten mit uns geht, ohne etwas schönzureden, eben ein echter Trost.

"Dann werden wir immer beim Herrn sein" - Auch Terror, Krieg, Katastrophen und dergleichen, die uns sonst oft trost-los zurücklassen können uns diesen Trost nicht nehmen, weil er eine Zusage ist, die uns unbedingt immer und überall gilt.

Liebe Brüder und Schwestern!

In der "Rahmenordnung der Österreichischen Bischofskonferenz zur Feier öffentlicher Gottesdienste", die seit Dienstag in Kraft ist, heißt es u.a.: "Gottesdienste sollen in der gebotenen Kürze gefeiert werden". So will ich mich auch bei der Predigt kurz halten und wiederhole zum Schluss einfach noch einmal diesen Satz des hl. Paulus, der uns heute mit auf den Weg gegeben wird:

"Dann werden wir immer beim Herrn sein. Tröstet also einander mit diesen Worten!"


Zu den liturgischen Texten

Kommentare

  1. Am Montag Abend (2.11.2020) kam es in Wien zu einem islamistisch motivierten Attentat. Nicht am Dienstag Abend!

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Heilige Geistkraft statt Heiligem Geist? - Kritische Anmerkungen

17. Sonntag i. Jkr. - Lj. A