Aschermittwoch

Liebe Brüder und Schwestern!

Wahrscheinlich haben Sie schon gehört, dass der Ritus des Aschenkreuzes heuer aufgrund der Corona-Maßnahmen in anderer Form vollzogen werden muss. Ich darf Ihnen nachher kein Kreuz auf die Stirn zeichnen, sondern werde Ihnen, wie das in Italien und anderen Ländern ohnehin üblich ist, berührungslos ein wenig Asche aufs Haupt streuen. Auch das übliche Deutewort zum Ascheritus muss entfallen, sodass die Auflegung der Asche wortlos erfolgen wird.

Ich möchte aber trotzdem kurz zu diesem Deutewort kommen, weil es uns eben die Bedeutung des Ascheritus am Beginn der Fastenzeit aufschließen kann. Genauer gesagt, sind es sogar zwei Deuteworte, aus denen man auswählen kann.

"Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst."

So lautet die eine Variante, die in "normalen" Jahren zum Aschenkreuz gesprochen wird. Asche als Symbol der Vergänglichkeit - die Palmzweige, aus denen die Asche bereitet ist, waren einmal schöne Zweige, doch alles, was davon geblieben ist, ist graue Asche. So mahnt uns der Ascheritus an unsere eigene Vergänglichkeit, erinnert uns daran, dass wir sterbliche Menschen sind, deren Leben auf dieser Erde nicht ewig währen wird. Seit fast einem Jahr wird uns das durch die Corona-Pandemie ja auch in der einen oder anderen Weise schmerzhaft bewusst. Ja, es kann durchaus heilsam sein, sich manchmal daran zu erinnern. Es kann einen gewissen Druck herausnehmen, nicht alles leisten zu müssen, weil man in seiner begrenzten Lebenszeit gar nicht alles leisten kann. Es kann uns dankbar machen für die Zeit, die uns geschenkt ist, denn was man nur für eine bestimmte Zeit besitzt, das ist einem meist noch kostbarer. Es stellt uns auf den Boden der Tatsachen zurück, wenn wir allzu hochmütig und selbstverliebt sind - nein, ich bin nicht das Maß aller Dinge, ich bin "nur" ein sterblicher Mensch. Die Fastenzeit ist die große "Trainingszeit" des Jahres, in der wir intensiv für unser christliches Leben trainieren sollen. Und da wird uns gleich zu Beginn schonungslos die Diagnose vorgeworfen, was die Rahmenbedingungen dieses Lebens sind, über die wir eben nicht selbst verfügen können.

Doch, wie bereits angedeutet: Dieses Deutewort ist nicht die einzige Möglichkeit, die das Messbuch vorsieht. Der Ascheritus ist nämlich in der Tat zweideutig.

"Bekehrt euch und glaubt an das Evangelium."

Diese Aufforderung Jesu ist die zweite (im Messbuch eigentlich sogar die erste) Alternative, die der Priester bei der Austeilung des Aschenkreuzes sprechen kann. Asche steht nicht nur für Vergänglichkeit, sondern auch für Reinigung. Im Feuer verbrennt aller Schmutz und übrig bleibt eben die "reine" Asche. Aus Fett und Asche kann auch Seife hergestellt werden. Reinigung als Schlagwort für die beginnende Fastenzeit, als Programm für ein christliches Leben, verbunden mit diesem Wort Jesu von der Bekehrung, fordert uns auf, unser Leben zu ändern. Wer körperlich fastet, der entschlackt. Dem soll auch eine innere Entschlackungskur entsprechen, ein inneres Umdenken, eine Neuausrichtung auf das, was im Leben wirklich wichtig ist. Die Fastenzeit soll uns nicht nur dazu bringen, Kalorien zu verbrennen, sondern auch manchen Ballast, der sich in unserem Leben angesammelt hat. So wie im Feuer die "reine" Asche übrigbleibt, will uns eine ernst genommene Fastenzeit helfen, "gereinigt" das Osterfest, das Fest des neuen Lebens feiern zu können. Eine große Hilfe dabei kann nicht zuletzt auch eine ehrliche Osterbeichte sein!

Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst. - Bekehrt euch und glaubt an das Evangelium.

Beide Worte, auch wenn ich sie heuer nicht laut zu jedem einzelnen sagen darf, haben es in sich und stellen ein anspruchsvolles Trainingsprogramm für die 40 Tage dar, die vor uns liegen. Aber lassen wir uns darauf ein! Es lohnt sich sicher.

Zu den liturgischen Texten

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