5. Sonntag i. Jkr. - Lj. B

Liebe Brüder und Schwestern!

Nach längerer Zeit dürfen wir wieder öffentliche Gottesdienste feiern. Wir freuen uns darüber, aber trotzdem ist die Freude bei vielen Menschen getrübt. Sie sind müde geworden, mit ständiger Ungewissheit zu leben zehrt an unser aller Kräfte. Im Bild gesprochen kommen sich viele vor wie ein Auto ohne Benzin oder ein Handy mit leerem Akku. Doch wo sollen wir neue Kraft und Motivation herbekommen? Mit dem Auto fahren wir zur Tankstelle, den Handyakku laden wir an der Steckdose auf. - Was könnte unsere Tankstelle oder Ladestation sein, wenn wir müde geworden sind, wenn uns der Sprit fehlt und der Akku leer ist?

Im heutigen Evangelium zeigt uns Jesus, wie er das meistert. Uns wird zuerst erzählt, wie ein typischer Tag seines Wirkens aussieht: Heilung von Kranken, Aussätzigen, Besessenen - ja sogar noch nach Sonnenuntergang bis weit in die Nacht hinein. Seine Energiereserven scheinen unverbrauchbar, sein Akku immer voll geladen, Treibstoff unendlich vorhanden. Wo nimmt er das her?
"In aller Frühe, als es noch dunkel war, stand er auf und ging an einen einsamen Ort, um zu beten", so erfahren wir es im weiteren Verlauf der Erzählung. Den ganzen Tag bis spät in die Nacht war er am Wirken und dann steht er schon vor Sonnenaufgang auf und verrichtet noch sein Gebetsprogramm. - Wirklich ein faszinierender Mensch mit riesiger Ausdauer! Und wieder die Frage: Wo nimmt er die Kraft dazu her?
Doch diese Frage ist falsch gestellt. Denn sein Gebet vor Sonnenaufgang ist nicht eine weitere Pflicht, die er erfüllt, ist nicht ein weiterer Punkt in seinem Wirken, kein Arbeitspensum, das er zu erbringen hat, sondern hier begegnen wir seiner Kraftquelle selbst. Das Gebet, das Reden und Sein mit seinem himmlischem Vater ist seine Tankstelle, seine Ladestation. Darum ist es ihm auch nicht zu anstrengend, nach einer kurzen Nacht in aller Frühe an den einsamen Ort zu gehen und dort zu beten. Denn von dort bezieht er eben seine Kraft und Energie.

Liebe Brüder und Schwestern!
Vieles wird uns im Moment abverlangt. Ich denke an die Schüler, die unter schwierigen Bedingungen ihrer Schulbildung nachgehen. Ich denke an die Eltern, die vielleicht Homeschooling und Distancelearning unter einen Hut zu bringen haben. Ich denke an Menschen, die krank sind oder sich vor einer Erkrankung fürchten. Ich denke an die Menschen, die in Gesundheitsberufen arbeiten, auf den Intensivstationen, in den Alten- und Pflegeheimen oder anderen Einrichtungen. Ich denke an die vielen anderen Berufe, die uns unseren Alltag ermöglichen. Ich denke an alle, die Sorgen und Ängste um die Zukunft haben; an alle, die ihre Arbeit verloren haben oder deren Unternehmen vor dem Ruin zu stehen droht. Kurzum: Ich denke dabei an Sie und uns alle, denn wir alle sind in irgendeiner Form von der Situation betroffen und es fällt wahrscheinlich jedem von uns schwer, noch weiter durchzuhalten. Wir sind alle müde geworden.

Heute, bei der ersten öffentlichen Sonntagsmesse nach längerer Zeit, führt uns die Leseordnung der Kirche zur Kraftquelle Jesu, die das Gebet, das Sein mit dem Vater ist. - Könnte dieses Zusammentreffen von neuerlich öffentlichen Gottesdiensten und dem Bild von der Kraftquelle Jesu nicht auch ein Wink der göttlichen Vorsehung für uns sein, die wir so oft keine Kraft mehr haben? Könnte es nicht sein, dass Gott uns auch zu dieser Kraftquelle rufen möchte - ja, er selbst diese Kraftquelle für uns sein möchte? Öffentliche Gottesdienste sind wieder erlaubt - nutzen wir dieses Angebot, kommen wir zu ihm und lassen wir uns von ihm neue Kraft zusprechen! Lassen wir von ihm unseren Akku aufladen, lassen wir unseren Tank befüllen mit seiner Liebe und Sorge um uns, die er uns in der Feier der Eucharistie in besonderer Weise schenken will!

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