31. Dezember 2024 - Dankandacht zum Jahresschluss
Der Teufel erschien drei Priestern und sagte zu ihnen: "Wenn ich euch die Macht gäbe, irgendetwas in der Vergangenheit zu ändern, was würdet ihr wählen?"
Der erste Priester, erfüllt von apostolischem Eifer, überlegte nicht lange und sagte zum Teufel: "Ich würde verhindern, dass du Adam und Eva zur Sünde verführst, damit die Menschheit sich nie von Gott trennen würde."
Der zweite Priester, erfüllt von Barmherzigkeit, überlegte auch nicht lange und sagte zum Teufel: "Ich würde Dich davor bewahren, dich von Gott zu trennen und darum ewig verdammt zu werden."
Der dritte Priester aber, ein sehr einfacher und demütiger Mann, gab dem Teufel keine Antwort. Stattdessen kniete er sich hin und betete: "Herr, mein Gott, bewahre mich vor der Versuchung des 'Was hätte sein können'." - Da schrie der Teufel laut auf und floh.
Die anderen beiden waren überrascht und sagten zum dritten Priester: "Bruder, warum hast du so reagiert?" Der gab ihnen zur Antwort: "Erstens, sollen wir niemals mit dem Teufel sprechen. Egal, um was es geht. Zweitens, niemand in der Welt, auch nicht der Teufel, hat die Macht, etwas aus der Vergangenheit zu ändern. Und drittens, der Teufel wollte nicht unsere Tugend prüfen, sondern uns in die Vergangenheit versetzen, sodass wir die Gegenwart verneinten, die einzige Zeit, in der wir mit Gottes Hilfe unser Leben leben können."
Liebe Brüder und Schwestern!
Diese Erzählung ist mir vor Kurzem im Internet untergekommen und ich denke, sie passt sehr gut für die Zeit des Jahreswechsels, wo wir gernze zurückblicken und auch nach vor schauen. Mir geht es jetzt nicht darum, dass uns der Teufel persönlich erscheint und uns anbietet, etwas aus der Vergangenheit zu ändern. Aber, ganz ehrlich, wer von uns hat sich beim Rückblick, etwa auf das vergangene Jahr, nicht schon einmal gedacht: Wenn ich dieses oder jenes nur ändern könnte! Und wie oft sind unsere Gedanken so sehr mit der Zukunft beschäftigt, dass wir vergessen, im Hier und Heute unser Leben zu leben!
Natürlich ist es nicht falsch, zurückzublicken. Wir dürfen dankbar auf alles schauen, was uns im vergangenen Jahr geschenkt worden ist. Wir dürfen auch mit einem ehrlichen Blick auf manche Fehler schauen, dürfen um Verzeihung bitten, dürfen alles, was liegengeblieben ist, und wo wir nichts mehr tun können, Gott anvertrauen. Wir dürfen auch Trauer, Unverständnis, Wut oder Klage über schlechte Erfahrungen im vergangenen Jahr empfinden und vor Gott ausbreiten.
Und natürlich dürfen wir auch nach vorne blicken. Wir dürfen und sollen uns Vorsätze machen. Was möchte ich im Neuen Jahr besser machen als im alten? Was möchte ich vielleicht auch an guten Gewohnheiten aus dem alten ins neue Jahr mitnehmen?
Wir dürfen zurückblicken und wir dürfen nach vorne schauen. Die Zeit des Jahreswechsels bietet sich dafür natürlich besonders an.
ABER wir dürfen nicht der Versuchung erliegen, zu meinen, die Vergangenheit ändern zu können. Und wir dürfen uns auch nicht so sehr in Zukunftsszenarien verlieren, dass wir die einzelnen Schritte daraufhin, die eben JETZT zu setzen sind, nicht tun.
Liebe Brüder und Schwestern!
"Alles hat seine Zeit", so steht es im Buch Kohelet. "JETZT ist sie da, die Zeit der Gnade. JETZT ist er da, der Tag des Heiles", so sagt es der hl. Paulus mit Blick auf Jesus. Ja, JETZT ist die Zeit, in der wir leben dürfen. - Und dieses Jetzt ist hineingenommen in Gottes ewige Gegenwart. Denn für Gott ist alles Gegenwart, auch das Vergangene und das Zukünftige. So dürfen wir unseren Rückblick auf das vergangene und unseren Ausblick auf das kommende Jahr auch zum Gebet an ihn werden lassen. Er kann unsere Vergangenheit in eine gute Zukunft lenken; aber an uns liegt es, in der Gegenwart seine Hand zu ergreifen und uns von ihm führen zu lassen.
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