3. Ostersonntag - Lj. B

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Das Evangelium, das wir eben gehört haben, und das Evangelium des letzten Sonntags gehören inhaltlich zusammen.
Beide Male erscheint der Auferstandene seinen Jüngern und lässt sich, im Evangelium des vergangenen Sonntags von Thomas, heute von den Jüngern allgemein, leibhaftig berühren.

In beiden Schriftstellen ist das erste Wort, das er an seine Jünger richtet: "Friede sei mit euch!" Man könnte sagen, es ist einfach der übliche Gruß, den er seinen Freunden entbietet: "Schalom - Friede", so grüßt man sich ja auch heute noch in den semitischen Sprachen.
Es steckt aber wohl noch mehr dahinter. Wir müssen bedenken: Es ist das erste Wort, das er nach seiner Auferstehung zu seinen versammelten Jüngern spricht; zu jenen Jüngern, die ihn auf seinem Leidensweg und unter dem Kreuz bis auf Johannes alle verlassen hatten.
Wenn wir von unseren Freunden im Stich gelassen werden, dann würden wir bei der nächsten Begegnung wahrscheinlich mit Vorwürfen oder gar Beschimpfungen kommen. Jesus ist anders. Als wäre nichts gewesen, grüßt er sie ganz einfach und sagt das vertraute Wort zu ihnen: "Friede sei mit euch!" - Kein Vorwurf, sondern reines Vertrauen und Wohlwollen!

Doch damit ist es noch nicht genug. Die Geschichte geht weiter. Da kommen den Jüngern Zweifel. Im Evangelium des vergangenen Sonntags sind diese Zweifel an der Person des Apostels Thomas festgemacht. Heute hören wir, dass die Jünger Zweifel haben, ob es wirklich Jesus ist, der ihnen begegnet: Ist es wirklich er selbst oder vielleicht doch ein Geist, ein Gespenst?
Jesus tadelt seine Jünger auch nicht wegen ihrer Zweifel, sondern er geht auf sie ein. Er lässt sich von ihnen berühren, lässt sie sich vergewissern, dass er Fleisch und Knochen hat. Er isst sogar mit ihnen.

Erst dann, wenn gleichsam der Boden dafür bereitet ist, erklärt er ihnen, ausgehend von der heiligen Schrift, was es mit seinem Tod und seiner Auferstehung auf sich hat.

Liebe Brüder und Schwestern!
Was wir von Jesus lernen können, ist eine große Geduld und innere Gelassenheit. 
Zunächst einmal mit uns selber: Wir müssen in unserem Glauben nicht immer gleich die Antwort wissen; wir dürfen durchaus auch ringen, unsere Zweifel haben. Ja, wir sind eingeladen, damit zu Jesus hinzukommen. - Geduld mit uns selbst: Geben wir uns die Zeit, die wir brauchen, hineinzuwachsen in das österliche Leben aus dem Glauben heraus.

Geduld und Gelassenheit, so macht es uns Jesus vor, brauchen wir aber auch mit den anderen, vor allem dort, wo wir unseren Glauben weitergeben und bezeugen sollen. Wir dürfen nicht erwarten, dass der andere gleich begeistert reagiert, wenn wir ihn zu Jesus hinführen wollen. Und wie Jesus auf die Bedürfnisse der Apostel eingegangen ist, so müssen auch wir die Bedürfnisse unserer Mitmenschen wahrnehmen und, soweit es uns möglich ist, darauf eingehen. Ein Schlagwort, das oft gebraucht wird, lautet: "Die Menschen dort abholen, wo sie sind!" Freilich gilt es dann, nicht einfach stehenzubleiben. Jesus fordert uns auch dazu auf, "allen Völkern, angefangen in Jerusalem" die Umkehr zu verkünden. Umkehr ist Bewegung, Bewegung auf Jesus zu. "Ihr seid Zeugen dafür", so die Feststellung und der Auftrag Jesu.

In der Lesung aus der Apostelgeschichte haben wir gehört, wie Petrus später, nach der Sendung des Heiligen Geistes, sich an das Volk wendet. Und er erfüllt den Auftrag Jesu. Er tritt auf als Zeuge für die Auferstehung. Er holt die Menschen ab, wo sie stehen: "Ich weiß, ihr habt aus Unwissenheit gehandelt, ebenso wie eure Führer." Und er fordert sie auf: "Also kehrt um, und tut Buße, damit eure Sünden getilgt werden."

Liebe Brüder und Schwestern!
Wenden wir uns selber neu Gott zu! Kommen wir zu ihm, gerade auch mit unseren Schwierigkeiten und unseren Zweifeln! Versuchen wir, durch Wort und Tat auch andere Menschen zu ihm hinzuführen! - Und all das mit viel Einfühlsamkeit und großer Geduld mit uns selbst und unseren Brüdern und Schwestern.

Zu den liturgischen Texten

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