13. Juni 2018 - Fatimafeier in Pyhra, hl. Antonius

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Der 13. Juni ist zum einen der 13. des Monats und damit ein Fatimatag - darum sind wir ja heute auch hier versammelt, um die Gottesmutter Maria um ihre besondere Fürsprache und ihren mütterlichen Schutz zu bitten.
Zum anderen ist der 13. Juni auch alljährlich der Gedenktag des hl. Antonius von Padua, eines der wahrscheinlich populärsten Heiligen des Heiligenkalenders.
Ich denke, die Gottesmutter, die wir ja auch als "Königin aller Heiligen" anrufen, wird es mir nachsehen, wenn ich deshalb heute hauptsächlich auf den hl. Antonius und die liturgischen Texte zu seinem Gedenktag eingehe.

Ich möchte ausgehen vom Tagesgebet der hl. Messe, das vorhin vom Priester vorgebetet wurde und in das wir alle mit unserem "Amen" eingestimmt haben.
Darin wird der hl. Antonius in einer doppelten Funktion vorgestellt: "Allmächtiger, ewiger Gott, du hast deiner Kirche im heiligen Antonius von Padua einen machtvollen Verkünder des wahren Glaubens und einen Helfer in der Not geschenkt." Der hl. Antonius ist einerseits machtvoller Verkünder des Glaubens, andererseits Helfer in der Not. Und auch die anschließende Bitte des Tagesgebets enthält diese beiden Aspekte: "Gib, dass wir nach seinem Vorbild ein christliches Leben führen und in allen Nöten deine Hilfe erfahren."

Zum ersten Punkt: Der hl. Antonius als machtvoller Verkünder des wahren Glaubens.

Der hl. Antonius wurde 1195 in Lissabon (übrigens etwas mehr als 100km entfernt vom späteren Erscheinungsort Fatima) geboren. Er genoss eine gute und solide Ausbildung, zuerst an der Kathedralschule von Lissabon und später bei den Augustiner Chorherren, in deren Orden er eintrat.
Ein einschneidendes Erlebnis in seinem Leben war die Überführung der Reliquien der ersten Märtyrer des Franziskanerordnens von Marokko nach Portugal im Jahr 1220. Tief beeindruckt von der Zeremonie und vor allem vom Leben und Sterben der Märtyrer entschloss sich der 25jährige Augustiner Chorherr, in den Franziskanerorden einzutreten. Er wollte zunächst ebenfalls nach Marokko gehen, musste sich aufgrund einer Erkrankung dann aber in Italien niederlassen. Dort wurde der hl. Franz von Assisi auf den intelligenten Ordensbruder Antonius aufmerksam und ernannte ihn zum theologischen Lehrer der Franziskaner in Bologna. So führte er, geprägt von seiner eigenen Ausbildung, die augustinische Theologie in den Franziskanerorden ein, die einige Jahre später im hl. Bonaventura einen Höhepunkt gefunden hat.
Wichtiger noch als die Lehrtätigkeit wurde für Antonius aber sein Predigtdienst. Er predigte - ganz im Sinne seines Ordens - einen einfachen Lebensstil und trat auch - ganz im Sinne seines theologischen Lehrmeisters Augustinus - gegen damals aufkommende Irrlehren der Albigenser, Waldenser und Katharer ein. Antonius wurde eben zum "machtvollen Verkünder des wahren Glaubens". Und bereits zu Lebzeiten hatte das Wort seiner Predigt eine solche Ausstrahlungskraft, dass ihm, egal wo er hinkam, die Menschenmassen begeistert zuhörten.

Was der Prophet Jesaja in der Lesung verheißen hat: "Der Herr hat mich gesandt, den Armen eine gute Nachricht zu verkünden, ein Gnadenjahr des Herrn auszurufen", diese Prophetie dürfen wir als Christen natürlich zuerst auf Christus den Herrn anwenden.
Aber auch die Heiligen wollen ja durchlässig sein für Christus. Und in ihrem Lebensbeispiel dürfen wir gelungene Modelle der Nachfolge Christi erkennen.
So dürfen wir wohl auch sagen: Die Predigt des hl. Antonius ist dieser Prophetie des Jesaja gerecht geworden.

"Gib, dass wir nach seinem Vorbild ein christliches Leben führen", so bitten wir im heutigen Tagesgebet angesichts des Lebenswerkes dieses großen Heiligen.
Das Leben der Heiligen, ihre Predigt, ihr Zeugnis für Christus in Wort und Tat soll uns Vorbild sein. Das gilt für alle Heiligen, auch für die Gottesmutter Maria, deren wir ja in dieser Fatimafeier auch besonders gedenken wollen.
Das einfache Leben des hl. Antonius als Franziskanermönch auf der einen und sein unglaublich starkes Auftreten in der Predigt auf der anderen Seite; das unscheinbare Leben Mariens in Nazareth einerseits und ihr kraftvolles Jawort dem Engel gegenüber andererseits - das sind die Eckpfeiler eines christlichen Lebens, zu dem uns die Heiligen als Vorbilder vor Augen geführt werden.

Zum zweiten Punkt: Der hl. Antonius als Helfer in der Not.

Warum ist der hl. Antonius ein so beliebter Heiliger? Wie viele von seinen Verehrern wissen über seine Predigttätigkeit, über sein Wirken als "machtvoller Verkünder des wahren Glaubens" Bescheid?
Das, wofür der hl. Antonius bekannt und beliebt ist, ist wohl eher der zweite Aspekt, der im Tagesgebet angesprochen wird. Der hl. Antonius ist Helfer in der Not. Wie viele Menschen vertrauen auf seine Hilfe besonders, wenn sie etwas verloren oder verlegt haben!

Es gibt verschiedene Erklärungen, wie der hl. Antonius zu seiner Aufgabe als Helfer beim Wiederfinden von verlorenen Gegenständen gekommen ist.
Eine davon ist die Erzählung, dass ein junger Mönch eines Tages ohne Erlaubnis den Psalter, das Gebetbuch mit den Psalmen, des hl. Antonius mitgenommen hat. Daraufhin wurde er so sehr von verschiedenen Erscheinungen heimgesucht, dass er den Psalter von selber so schnell wie möglich wieder zurückbrachte.

Es ergibt sich oft eher zufällig, dass einem gewissen Heiligen eine besondere "Zuständigkeit" zufällt. Was uns diese Patronate aber auf jeden Fall sagen können, ist, dass die Heiligen tatsächlich für uns "Helfer in der Not" sind. Die Heiligen sind für uns nicht nur Vorbilder, sondern auch mächtige Fürsprecher.
Die Kirche ist eine große Gemeinschaft, in der wir auch füreinander beten können und sollen. Und wie sich diese Gemeinschaft nicht auf die Grenzen von Raum und Zeit beschränkt, sondern auch die Heiligen im Himmel zu ihr gehören, so hört auch das fürbittende Gebet nicht an den Grenzen von Raum und Zeit auf; und besonders das Gebet der Heiligen, die wir ja in der Vollendung - ganz nahe bei Gott - wissen, wird wohl umso kräftiger sein.

So lädt uns jeder Heiligengedenktag des Kalenders ein, die Heiligen einerseits als Vorbilder für unser eigenes christliches Lebens zu betrachten; und sie andererseits auch um ihre Fürsprache für uns und unsere Lieben anzurufen.
Der hl. Antonius, der "machtvolle Verkünder des wahren Glaubens" und "Helfer in der Not" soll uns ein solches großes Vorbild und mächtiger Fürsprecher sein.

Und schließlich dürfen wir auch in der "Königin der Heiligen", in der Gottesmutter Maria, ein großes Vorbild und eine mächtige, mütterliche und liebende Fürsprecherin erblicken.
So möchte ich schließen mit der vertrauensvollen Anrufung der Heiligen:
Hl. Jungfrau und Gottesmutter Maria, unsere Liebe Frau von Fatima, bitte für uns.
Hl. Antonius von Padua, machtvoller Verkünder und Helfer in der Not, bitte für uns.
Alle Heiligen Gottes, unsere Vorbilder und Fürsprecher, bittet für uns.
Amen.


Zu den liturgischen Texten

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