Geburt Johannes des Täufers - Am Vorabend

(Predigt zur Messe "Am Tag")

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Wir feiern das Geburtsfest des hl. Johannes des Täufers. Und die Schrifttexte, die die Kirche für die Vorabendmesse zu diesem Fest vorsieht, haben einen ganz unterschiedlichen Bezug zum Festinhalt.
Im Evangelium haben wir gehört, wie Zacharias, dem Vater von Johannes dem Täufer, dessen Geburt angekündigt wird.
Und auch die erste Lesung, die Berufungsvision des Propheten Jeremia, zu dem der Herr spricht: "Noch ehe ich dich im Mutterleib formte, habe ich dich ausersehen" können wir eigentlich leicht auf Johannes den Täufer beziehen.
In der zweiten Lesung aus dem ersten Petrusbrief fällt der Bezug fürs Erste vielleicht etwas schwerer.

Hier geht es nämlich zuerst nicht um Johannes den Täufer oder um irgendeine Berufungsgeschichte, die wir mit ihm in Verbindung bringen könnten; sondern der hl. Petrus spricht uns alle an: "Ihr habt Jesus Christus nicht gesehen, und dennoch liebt ihr ihn."
Jesus Christus nicht gesehen zu haben, das trifft auf Johannes den Täufer schon einmal nicht zu.

Danach heißt es in der Lesung: "Nach diesem Heil (das von Christus kommt) haben die Propheten gesucht und geforscht" - ebenfalls ohne Jesus Christus gesehen zu haben.
Und wieder können fragen: Passt das für Johannes den Täufer, der Jesus ja tatsächlich persönlich begegnet ist?

Der wichtigste Satz dieser Lesung scheint mir der folgende zu sein: "Den Propheten wurde offenbart, dass sie damit nicht sich selbst, sondern euch dienten" - und wir können vielleicht ergänzen: Indem sie uns dienten, dienten sie Gott, den sie verkündet haben.
Und eben diese entscheidende Aufgabe des Propheten, nicht sich selbst, sondern Gott zu verkünden, können wir auch Johannes dem Täufer zugestehen. Am Beginn des Johannesevangeliums heißt es ja treffend über ihn: "Er war nicht selbst das Licht; er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht."

Johannes der Täufer hat Christus, den Herrn, persönlich getroffen. Besonders können wir an die Taufe Jesu denken, die wir hier in Kirchberg am Walde ja auch auf dem Hochaltarbild dargestellt haben. Und trotzdem reiht er sich ein in die Schar der Propheten, die von sich selbst weg- und auf Gott hinweisen. So spricht er eben auch das bekannte Wort: "Seht das Lamm Gottes!" - und weist damit seine Jünger auf Jesus hin; wird er in gewisser Weise in jeder hl. Messe für uns zum Vorbeter und will uns zu Christus, der in der Eucharistie wahrhaftig gegenwärtig ist, hinführen. "Als einziger der Propheten schaute er den Erlöser und zeigte hin auf das Lamm, das die Sünde der Welt hinwegnimmt", so resümiert es die Präfation, das Lob- und Dankgebet, das für die heutige Liturgie vorgesehen ist.

Liebe Brüder und Schwestern!
Von sich selbst wegweisen, hinführen zu Christus. Dafür soll uns der hl. Johannes der Täufer Vorbild sein. Ich kann mich gut erinnern an meine Beauftragung zum Lektor vor einigen Jahren. Es war am Fest der Taufe des Herrn und Bischof Küng hat mir Johannes den Täufer als Vorbild in der Verkündigung ans Herz gelegt - eben mit dieser Grundhaltung. Und ich denke, dass diese Vorbildfunktion Johannes des Täufers auch mit meiner Diakonweihe nicht aufgehört hat; und letztlich geht sie uns alle an. "Ich muss abnehmen; er muss wachsen", so hat es der hl. Johannes im Blick auf Christus formuliert. Auf unserem Hochaltarbild ist es ja auch irgendwie bildlich dargestellt, wie Johannes in den Schatten Jesu tritt und eben ganz auf ihn verweist.
Die Feier seines Geburtsfestes zur Zeit der Sommersonnenwende kann uns das auch bildhaft vor Augen führen: So wie die Tage ab dem Johannesfest wieder kürzer werden, wie die Sonne abnimmt, so werden sie mit dem Weihnachtsfest, mit dem Kommen Jesu, wieder länger werden. - "Er muss wachsen, ich muss abnehmen".

Lassen wir uns von Gott in Dienst nehmen, sei es als Diakon und Priester, oder ganz einfach dort wo wir stehen. Wir alle sind gerufen, wie Johannes "Zeugnis zu geben für das Licht" und die Menschen zu Christus zu führen.
Und damit komme ich zurück zur ersten Lesung, zur Berufung des Propheten Jeremia. Jeremia bringt Einwände vor gegen die Berufung, vor dem König aufzutreten, wir könnten sagen gegen den Auftrag, Zeugnis für Gott abzulegen: "Ach, mein Gott und Herr, ich kann doch nicht reden, ich bin ja noch so jung".
Der Prophet darf darauf die aufmunternden und fordernden Worte hören: "Fürchte dich nicht vor ihnen; denn ich bin mit dir, um dich zu retten ... Hiermit lege ich meine Worte in deinen Mund."

Liebe Brüder und Schwestern!
Wir sind als Christen berufen, mit unserem Leben Zeugnis für Christus zu geben, wirklich als Christen zu leben, denen man es ansieht, dass sie neue Menschen sind. - Eine anspruchsvolle Aufgabe.
Aber wir dürfen auch vertrauen: Wenn wir das Unsrige beitragen, wird Gott ergänzen, was wir von selbst nicht zustande bringen.
Möge uns der hl. Johannes der Täufer Vorbild und Fürsprecher sein, dass uns dieses christliche Leben und Zeugnis gelinge - getreu seinem Lebensmotto: "Er muss wachsen, ich muss abnehmen."

Amen.

Zu den liturgischen Texten

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Heilige Geistkraft statt Heiligem Geist? - Kritische Anmerkungen

17. Sonntag i. Jkr. - Lj. A