Tagesimpuls - 2. April 2020

"Jesus aber verbarg sich", so endet der heutige Evangeliumsabschnitt. So enden die Streitgespräche Jesu mit den Juden im 8. Kapitel des Johannesevangeliums, die in den vergangenen Tagen auszugsweise als Evangelium vorgesehen waren.
Bis zur Liturgiereform wurde das heutige Evangelium mit seinem Schlusssatz am 5. Fastensonntag gelesen, an dem Tag, an dem die Kreuze verhüllt werden: "Jesus aber verbarg sich"

Der Inhalt dieser Streitgespräche dreht sich um die Frage: Woher stammt dieser Jesus? Wer ist er?
Jesus erklärt in immer neuen Anläufen seine göttliche Herkunft; und seine Streitgegner lehnen ihn ab, bis sie ihn letztlich sogar steinigen wollen.
Die Ablehnung Jesu führt dazu, dass er sich "verbirgt". Nicht er ist es, der von sich aus weggeht, sondern die Gegner nehmen die Nähe Gottes, die er in Person ist, nicht an.

Was heißt das für uns, wenn wir den Eindruck haben, dass Jesus verborgen bleibt? Wenn wir vielleicht vergeblich auf ein Eingreifen Gottes in die verworrene Situation unserer Tage warten?
Heißt es, dass sich Gott von uns abwendet? Ist es seine Strafe, weil wir uns von ihm abgewandt haben?

Am Palmsonntag werden wir in der Leidensgeschichte Jesus selbst beten hören: "Mein Gott, warum hast du mich verlassen?"
Nein, eine gefühlte Gottverlassenheit heißt nicht automatisch, dass Gott uns fern ist. Das ist ja - zumindest bei Jesus, dem ewigen Sohn Gottes, der eines Wesens mit dem Vater ist - ausgeschlossen.
Umgekehrt heißt das: Auch wenn wir uns von Gott verlassen fühlen, ist er uns nahe, solange wir uns dieser Nähe nicht verschließen. Er schwingt nicht den Zauberstab und befreit uns aus Schwierigkeiten - das sehen wir in der ganzen Passionsgeschichte vom Ölberg bis zum Kreuz. Aber er verlässt uns nicht, egal wie schwer das Kreuz wird!
Diese Zuversicht wünscht

Euer Kaplan
Alexander Fischer

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