Karfreitag - Feier vom Leiden und Sterben Christi

Liebe Brüder und Schwestern!

Der Karfreitagsgottesdienst hat immer eine eigene Stimmung. Die Altäre sind leer, kein feierlicher Einzug mit prächtiger Musik, sondern ein stilles Sich-Niederwerfen vor dem Altar, kein Begrüßungswort, sondern ernstes Gebet und ernste Lesungen.
Alles ist zurückgedreht. Um ein Wort zu verwenden, das uns momentan in unserem Alltag immer wieder begegnet: Die kirchliche Liturgie befindet sich seit dem Gloria der gestrigen Messe, heute und morgen im "lockdown".
Vielleicht ist das aber in diesem Jahr die einmalige Chance, diesen liturgischen Lockdown mit besonderer Anteilnahme zu erleben, auch wenn die meisten Gläubigen nicht physisch präsent an der Liturgie hier in der Kirche teilnehmen können.

Wozu aber dieser ganze liturgische Lockdown, den es ja nicht nur heuer gibt um das Ansteckungsrisiko einer Krankheit gering zu halten, sondern der jedes Jahr wiederkehrt?
Die Kirche will damit das zum Ausdruck bringen, woran wir an diesen Tagen denken: Heute an den Tod Jesu am Kreuz und morgen an seine Ruhe im Grab. Stille, alles aus, gänzlicher Lockdown des Lebens Jesu.

Wie gesagt, vielleicht gelingt es uns heuer, diesen Lockdown, die Passion Jesu umso intensiver mitzuvollziehen, je mehr wir selber unter einem Lockdown leiden.
Unser Bundeskanzler hat bei einer Pressekonferenz am Montag davon gesprochen, dass es Pläne gibt, das Leben in Österreich nach dem Osterfest schrittweise - Zitat - "wiederauferstehen" zu lassen. Dieses Wort hat mich hellhörig gemacht, denn wenn Ostern und Auferstehung in einem Atemzug genannt werden, dann ist das aus dem Mund heutiger Politiker eher eine Seltenheit.

Der Lockdown Jesu ist nicht von Dauer gewesen, war nicht das Letzte. Und: Im Falle Jesu ist es keine schrittweise Wieder-Auferstehung, das schrittweise Wiederherstellen eines früheren Zustandes, sondern ein qualitativer Sprung in das neue Leben, das auch uns zugesagt ist.
Egal wie es also mit unserem Lockdown nach Ostern weitergeht, wie sich die schrittweise Wiederauferstehung ereignen mag - das, was uns geschenkt ist und was an Ostern sichtbar wird, ist davon unabhängig, weil es von anderer, neuer, nicht revidierbarer Qualität ist.

Liebe Brüder und Schwestern!
So kann uns gerade der liturgische Lockdown der Karliturgie Kraft geben, den Lockdown unseres Alltags zu ertragen. Denn der liturgische Lockdown ist nicht von Dauer, sondern wird schlagartig aufgehoben werden in der Osternacht. Möge auch das ein Sinnbild unseres Lebens sein!

Zu den liturgischen Texten


Gepostet von Pfarre Eichgraben am Freitag, 10. April 2020

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Heilige Geistkraft statt Heiligem Geist? - Kritische Anmerkungen

17. Sonntag i. Jkr. - Lj. A