Gründonnerstag - Messe vom letzten Abendmahl

Liebe Brüder und Schwestern!

"Die Homilie handelt von den großen Geheimnissen, deren Gedächtnis in dieser Messe gefeiert wird, von der Einsetzung der Eucharistie und des Priestertums und vom Gebot der Bruderliebe."

Mit dieser Anweisung, die im Messbuch steht, sind die Themen für die Predigt in der Abendmahlsmesse eigentlich abgesteckt: Eucharistie - Priestertum - Nächstenliebe (ausgedrückt im Zeichen der Fußwaschung).

Dabei könnte man vielleicht meinen, dass es sich um drei gänzlich verschiedene Themenbereiche handelt.

  • Eucharistie - die Feier der hl. Messe und die hl. Kommunion; innigste Gemeinschaft mit Christus in den Gestalten von Brot und Wein.
  • Priestertum - die hierarchische und geordnete Gestalt der Kirche hier auf Erden.
  • Und dann noch die tätige Liebe - die Haltung der Fußwaschung als Grundhaltung des Christen.

Drei unterschiedliche Ansätze also, die sich in der Liturgie des Gründonnerstags spiegeln. Und doch gehören sie nicht nur zufällig zusammen, weil irgendwie alles am heutigen Tag seinen Platz hat, sondern haben auch von innen her miteinander zu tun.

Um es vorwegzunehmen, ein Zauberwort, das uns helfen kann, die drei Aspekte zusammenzuschauen, kann das Wort "Hingabe" sein.

  • In der Eucharistie feiern wir die Lebenshingabe Jesu am Kreuz. Die Rede vom "Messopfer" drückt das ja auch aus. So wie Jesus sich am Kreuz an Gott und die Menschen hingibt, so nimmt er diese seine Opferhingabe am Abend davor vorweg und schenkt sich seitdem immer neu, aber doch in immer demselben Akt der Hingabe, unter den Zeichen von Brot und Wein sakramental im Heiligen Geist an Gottvater hin und weitet diese seine Lebenshingabe aus auf uns alle - er schenkt sich selbst hin auch an uns.
  • Das Priestertum steht als Bürge dafür, dass die Kirche ein Gegenüber hat; dass es eben tatsächlich Jesus ist, der sich an uns, seine Kirche, hingibt. Der Priester ist eine Größe, die sich die Gemeinde nicht selbst gibt, indem sie etwa einen einfachen Vorsitzenden wählt, sondern er ist ein von Christus selbst Eingesetzter, von ihm Berufener und Bevollmächtigter, der dieses Gegenüber Jesu zu seiner Kirche versinnbildlicht. Und echtes Gegenüber ist unumgänglich, wenn die Hingabe echte Hingabe an den anderen und nicht doch reiner Selbstzweck sein soll.
  • Und die Fußwaschung, die Jesus explizit als "Beispiel" bezeichnet, "damit auch ihr so handelt", ist der starke Verweis darauf, dass die Hingabe Jesu sich auch im Leben der Gläubigen widerspiegeln soll. Wir sind, wenn wir in der Eucharistie von der Hingabe Jesu beschenkt werden, dazu berufen, uns selbst an Gott und den Nächsten hinzugeben. Uns klein zu machen und dem Bruder und der Schwester die Füße zu waschen.

Liebe Brüder und Schwestern!

Eucharistie - Priestertum - tätige Liebe im Zeichen der Fußwaschung. Mit dieser Trias könnten wir den Festgehalt des Gründonnerstags umschreiben. Wir dürfen leben aus der Lebenshingabe Jesu, die sich in der Eucharistie - vermittelt durch das Priesterum - immer neu an uns vollzieht. Und wir dürfen diese Hingabe selber leben und an unsere Brüder und Schwestern weiterschenken.

Amen.

Zu den liturgischen Texten

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