6. August 2023 - Verklärung des Herrn, Lj. A

 


Liebe Brüder und Schwestern!

Ich möchte heute unsere Aufmerksamkeit wieder einmal auf den Antwortpsalm lenken, jenen kurzen Text, der meist als bloßer "Zwischengesang" zwischen den Lesungen übersehen wird, der aber als Teil der hl. Schrift selbst biblische Verkündigung ist. Heute ist es Psalm 97 gewesen, der auszugsweise als Antwortpsalm verwendet wurde. Betrachten wir also die einzelnen Teile dieses biblischen Liedes - auch die Verse, die vorhin im Antwortpsalm ausgelassen worden sind.

"Der Herr (JHWH) ist König."

- So die Überschrift unseres Psalms. Das ist das Thema des Gebets: Gott als König über die Erde - und die Auswirkung davon, wenn er König ist. Und der Psalm nimmt es gleich vorweg, dass es ein Grund zur Freude ist, wenn Gott der Herrscher ist:

"Es juble die Erde! Freuen sollen sich die vielen Inseln."

Ja, es ist ein Grund zur Freude, denn Gottes Herrschaft ist eine gerechte Herrschaft. Wir haben ja oft ein schlechtes Bild von Königen, Parlamenten und Regierungen. Viele schlechte Erfahrungen hat die Weltgeschichte schon machen müssen mit so manch schlechtem Herrscher, der nur auf Macht aus ist, der andere unterdrückt und nur seinen eigenen Vorteil im Blick hat. Bei Gott ist es anders. Er ist ein guter Herrscher, darum eben bereits zu Beginn dieser Aufruf zur Freude.

Zunächst wird aber noch in bunten Bildern die Macht dieses Gottes illustriert, der da als gerechter König herrscht. Die verschiedenen Mächte der Welt, die im Laufe der Menschheitsgeschichte selbst als Götter verehrt worden sind; die Naturgewalten, die uns auch heute noch erschrecken - all das ist gleichsam sein Thron bzw. ist ihm zu Diensten; über alldem steht Gott; er ist wirklich ein mächtiger König. Wer ihn auf seiner Seite hat, für den schaut es gut aus:

"Rings um ihn her sind Wolken und Dunkel, Gerechtigkeit und Recht sind die Stützen seines Thrones. Feuer geht vor ihm her, verzehrt seine Gegner ringsum. Seine Blitze erhellen den Erdkreis, die Erde sieht es und bebt. Berge schmelzen wie Wachs vor dem Herrn, vor dem Angesicht des Herrn der ganzen Erde."

"Gerechtigkeit und Recht sind die Stützen seines Thrones" - dieser Satz hat sich da bereits hineingeschlichen in die Beschreibung der göttlichen Macht. Ja, dieser mächtige Herrscher, ist eben gleichzeitig ein gerechter Herrscher. Wenn er an die Macht kommt, dann gibt es keine Ungerechtigkeit mehr. Und mehr noch: Seine Macht ist nicht auf ein einziges Volk, eine einzelne Nation beschränkt, sondern ist universal. "Der Herr ist König" - das gilt für die ganze Erde. Auf der ganzen Erde wird diese umfassende Gerechtigkeit um sich greifen. So heißt es weiter im Psalm:

"Seine Gerechtigkeit verkünden die Himmel, seine Herrlichkeit schauen alle Völker. Alle, die Bildern dienen, werden zuschanden, die sich der Götzen rühmen. Vor ihm werfen sich alle Götter nieder."

Und daran schließt sich der Aufruf zur Freude über die Machtergreifung Gottes an, der bereits zu Beginn des Psalms vorweggenommen wurde:

"Zion hört es und freut sich, Judas Töchter jubeln, Herr, über deine Urteile. Denn du, Herr, bist der Höchste über der ganzen Erde, hoch erhaben bist du über alle Götter."

Liebe Brüder und Schwestern!

Wenn wir diesen Psalm soweit hören, dann klingt das wahrscheinlich ganz gut. Gott ergreift die Macht, schlägt alle Feinde nieder, merzt alle Ungerechtigkeit aus und herrscht als gerechter und guter Herr über die ganze Erde. Alles ist gut. - So ähnlich werden sich wohl auch die drei Apostel auf dem Berg der Verklärung gefühlt haben. Sie durften etwas erfahren von diesem ewigen Gut-Sein, wenn Jesus sein innerstes strahlendes Wesen zeigt, wenn die Herrlichkeit Gottes offenbar wird. Aber sie müssen danach wieder vom Berg hinabsteigen. Die Zeit ist eben noch nicht gekommen, in der dieses ewige Gut-Sein unverhüllt da sein wird. - So geht auch unser Psalm weiter. Denn der Beter des Psalms weiß, dass eben in seiner Welt noch nicht alle Ungerechtigkeit ausgemerzt ist, dass die umfassende Herrschaft Gottes noch nicht völlig zum Durchbruch gekommen ist. Es ist vielmehr so, dass der Beter, der um die Herrschaft Gottes weiß, noch mitten unter den "Frevlern", unter den schlechten Menschen lebt, dass diese Erde eben noch nicht das Paradies ist. Aber es ist ihm zugesagt, dass das "Der Herr ist König" eine tiefere Wirklichkeit ist als alles Widrige dieser Welt. So heißt es am Ende unseres Psalms dann:

"Die ihr den Herrn liebt, hasst das Böse! Er behütet das Leben seiner Frommen, er entreißt sie der Hand der Frevler. Licht wird ausgeät für den Gerechten, Freude für die, die geraden Herzens sind. Freut euch am Herrn, ihr Gerechten, dankt seinem heiligen Namen!"

Liebe Brüder und Schwestern!

Auch wir sind noch nicht am Ziel angekommen. Auch für uns gilt, dass die Königsherrschaft Gottes oft noch verborgen bleibt, dass wir nicht auf dem Berg der Verklärung stehenbleiben dürfen. Aber wir dürfen gewiss sein, dass Gott König ist, wir dürfen uns von Jesus auf den Berg führen lassen, um von ihm Kraft zu bekommen für unseren Alltag, und wir sind aufgerufen, dazu beizutragen, die Königsherrschaft Gottes in unserer Welt sichtbarer werden zu lassen, das Licht, das uns von Jesus geschenkt wird, auch selber weiterzutragen.

Amen.

Zu den liturgischen Texten

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Heilige Geistkraft statt Heiligem Geist? - Kritische Anmerkungen

17. Sonntag i. Jkr. - Lj. A