Requiem f + Prof. Winfried Haunerland (mit der Hausgemeinschaft des Herzoglichen Georgianums)


Schriftlesungen: 2 Kor 4,1–2.5–7; Ps 103; Lk 24,13–35

Liebe Brüder!

Die Vorsehung hat es gefügt, dass ich heute unserer Kommunitätsmesse vorstehen darf - einen Tag, nachdem uns die Nachricht vom Tod des ehemaligen Direktors unseres Hauses Prof. Winfried Haunerland erreicht hat.

Ich will mir jetzt nicht anmaßen, das Leben unseres Verstorbenen umfassend zu würdigen. Dazu habe ich ihn auch nicht lange genug gekannt; und Würdigungen dieser Art wird es sicher noch viele geben. Ich möchte nur eine kleine Episode mit euch teilen, in der Prof. Haunerland gar nicht selbst vorkommt, die ihn aber, wie ich finde, doch ganz gut beschreibt.

Als wir Prof. Haunerland am Ende des vergangenen Studienjahres 2021/2022 in den wohlverdienten Ruhestand verabschieden mussten, hat sich die Hausgemeinschaft die Frage gestellt, was wir ihm zu diesem Abschied schenken sollten. Hauptsächlich auf Initiative von F.S. ist es dann eine "Sonderausgabe" der Hauszeitschrift "Epistula" geworden, in der verschiedene Grußworte und Anekdoten gesammelt wurden, die von Altgeorgianern aus der langen Zeit seines Direktorenamtes verfasst worden sind. Mir selbst ist dabei die Aufgabe zugefallen, mit Sr. Anni Dobler ein "Interview" zu führen und daraus einen Artikel für diese Sonderausgabe zu gestalten. Und Sr. Anni hat damals gesagt: 

"Wenn ich an Direktor Haunerland denke, fällt mir vor allem seine immer wiederkehrende Zusage ein: 'Für Sie habe ich immer Zeit.' Ganz egal, wann wir ihn angeredet haben, war das seine Antwort."

"Für Sie habe ich immer Zeit" - Ich denke, das charakterisiert Winfried Haunerland, so wie ich ihn kennenlernen durfte, sehr gut; und viele andere Mitbrüder haben ähnliche Erfahrungen mit ihm gemacht. Prof. Haunerland war jemand, der einfach da war - und das, obwohl er das letzte Studienjahr krankheitsbedingt oft körperlich abwesend gewesen ist. Trotzdem hat man gespürt und gewusst, dass er über die Geschehnisse im Haus bestens informiert gewesen ist und uns, wenn auch aus der Ferne und mithilfe von Subregens C.S., so gut es eben ging, begleitet hat.

"Für Sie habe ich immer Zeit" - Dieser Gedanke bringt mich auch schon zum Evangelium, das ich für dieses Requiem ausgewählt habe. Denn genau das durften die Emmausjünger auf ihrem Weg erleben: Jesus ist da, er begleitet sie, auch wenn er weit weg scheint. "Für Sie habe ich immer Zeit", diese Erfahrung entspricht der Ostererfahrung, die die Jünger machen durften. Jesus ist der, der immer für uns Zeit hat, der immer da ist, der uns in allen Lebenssituationen begleitet. - Und wenn es Prof. Haunerlands Primizspruch und damit irgendwie das Motto seines Priestertums gewesen ist, nicht sich selbst zu verkünden, "sondern Jesus Christus als den Herrn; uns aber als eure Knechte um Jesu willen" (2 Kor 4,5), wie wir es in der Lesung gehört haben, dann dürfen wir erahnen, dass das "Für Sie habe ich immer Zeit" des Direktors auch ein Wort gewesen ist, das er in gewisser Weise "in persona Christi" gesagt hat, dass er damit auch die Hinwendung Jesu zu uns konkretisieren wollte - eine, wie ich meine, eminent priesterliche Aufgabe!

Liebe Brüder!

"Für Sie habe ich immer Zeit!" - Möge unser lieber Verstorbener dieses Wort jetzt auch aus dem Munde Jesu hören, der sich auch ihm liebevoll zuwendet. Wollen wir für ihn beten, dass das, was er auf Erden gelebt und für andere gewirkt hat, nun auch für ihn selbst ewige Wirklichkeit sei. - Und ich denke, es ist nicht vermessen, zu behaupten, dass er, wenn er das ewige Ziel erreicht hat, auch weiterhin zu jedem von uns sagen und dieses Wort mit seiner Fürsprache bei Gott einlösen wird: "Für Sie habe ich immer Zeit!"


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