Fr. d. 21. Woche i. Jkr. - Lj. I - Messe auf dem Mariahilfberg ("Amelungenhadsch" nach Mariazell)

Eine Hochzeitsgesellschaft wartet auf den Bräutigam. Im zeitgenössischen Kontext, in dem Jesus dieses Gleichnis erzählt, durchaus keine Seltenheit. Die Verhandlungen zwischen dem Bräutigam bzw. seiner Familie und der Familie der Braut um die Höhe des Brautgeldes haben sich lange hinziehen können, sodass es eben durchaus vorkommen konnte, dass man länger zu warten hatte und niemand so genau wissen konnte, wann der Bräutigam denn nun kommt. - Für uns heute sicher eine schwierige Vorstellung, aber ich denke, man kann sich da schon hineindenken. Für Jesus ist es jedenfalls naheliegend gewesen, diese Beobachtung, die er sicher öfter gemacht hat, zu einem Sinnbild, einem Gleichnis für das Reich Gottes zu machen: Das Himmelreich gleicht einer Hochzeit, einem Freudenfest, einer innigen Vereinigung zwischen Bräutigam und Braut, zwischen Gott und Mensch. Aber wann es soweit ist, dass es endgültig anbricht, das wird uns nicht gesagt.

Liebe Bundesbrüder, liebe Wallfahrer,
liebe Brüder und Schwestern in Christus!

"Zünd ein Licht an", unter dieses Motto hat Bbr. Romeo die heurige "Amelungenhadsch" gestellt. Ein Licht anzünden - das ist etwas, das wir gerne an Wallfahrtsorten tun; der eine oder andere wird wahrscheinlich schon gestern in Heiligenkreuz oder hier auf dem Mariahilfberg eine Kerze angezündet haben und wenn wir morgen Abend dann in Mariazell ankommen, werden es bestimmt noch mehr werden. Es ist auch eine schöne Tradition, wenn wir bei dieser Messe hier auf dem Mariahilfberg für die verstorbenen Wallfahrer Kerzen anzünden, was wir dann gleich auch wieder tun werden. Mit dem Anzünden der Kerzen wollen wir unserem Gebet, unseren Bitten, unserem Dank, unseren Sorgen und Anliegen eben auch sichtbar einen Ausdruck geben. Es gehört zu unserer menschlichen Beschaffenheit irgendwie dazu, dass wir für innere Vorgänge auch äußere Zeichen brauchen und suchen.

"Zünd ein Licht an", dieses Motto passt aber auch gut zum Evangelium, das ich nicht eigens für diese Messe ausgesucht habe, sondern das einfach das Tagesevangelium von heute ist. Denn nicht nur die Hochzeit als solche wird da zum Bild für das Himmelreich, sondern auch die zehn Jungfrauen mit ihren Lampen: Ein Aufruf zur Wachsamkeit, dass wir bereit sein sollen, wenn der Bräutigam kommt. Wir wissen zwar die Stunde nicht, aber es kann jeden Moment so weit sein. Ja, immer müssen wir bereit sein, Gott zu begegnen - weil er uns tatsächlich immer begegnen möchte und jeder Augenblick für uns ein Stück dieses "Himmelreiches" sein kann.

Liebe Brüder und Schwestern!

"Zünd ein Licht an", das heißt in diesem Sinne: Halte dich bereit. Sieh zu, dass deine Lampe brennt, wenn du Gott begegnest.

Wenn wir diese Aufforderung mit der Tageslesung aus dem ersten Thessalonicherbrief verbinden, dann können wir auch erahnen, was der Brennstoff ist, von dem sich dieses Licht nährt. Paulus ermahnt die Gemeinde von Thessalonich, noch vollkommener zu werden. Er erinnert sie: "Ihr wisst ja, welche Ermahnungen wir euch im Auftrag Jesu gegeben haben." Und gleichsam als Beispiele, für die es in der Gemeinde vielleicht konkrete Anlassfälle gibt, führt er Unzucht und Betrug an, die zu vermeiden sind. Etwas allgemeiner formuliert: Sämtliche Lebensbereiche sollen vom Geist Jesu durchdrungen sein. "Gott hat uns berufen, heilig zu leben", sagt er. Heilig leben - das heißt, in Beziehung mit Gott zu leben, nach seinem Willen für unser Leben zu fragen, uns danach auszurichten.

"Zünd ein Licht an", das beschränkt sich also nicht auf das Anzünden von Kerzen bei einer Wallfahrt, sondern das ist ein Motto fürs Leben. "Zünd ein Licht an" heißt: Leuchte mit deinem Leben. Eine Wallfahrt, auch das Anzünden einer Kerze, das kann ein Ausdruck dessen sein, dass wir in unserem Leben auf dem Weg sind und dass wir uns darum bemühen, durch die Art und Weise zu "glänzen", wie wir unser Leben führen.

Viele Menschen vor uns sind diesen Weg bereits gegangen. So wollen wir nun eben für unsere verstorbenen Mitwallfahrer ein Licht anzünden - in der Hoffnung und im Gebet, dass ihr Leben so hell leuchtet, dass sie zur ewigen Begegnung mit Gott hingefunden haben, die unser aller Ziel ist.


Zu den liturgischen Texten (Schriftlesungen vom Wochentag)


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