4. September 2020 - Requiem bei der "Amelungenhadsch" nach Mariazell, Wallfahrtskirche Mariahilfberg

Lesung aus dem Buch Jesaja (25,6a.7-9)
Aus dem Evangelium nach Lukas (24,13-16.28-35)

Liebe Bundesbrüder, liebe Wallfahrer, liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Als ich von Bbr Romeo vorige Woche die genaueren Informationen zu Eurer Wallfahrt nach Mariazell, der 63. Amelungenhadsch, bekommen habe, habe ich mich gefreut, als ich gesehen habe, dass die heutige Messe, die ich mit Euch feiern darf, als Requiem für alle verstorbenen Mitwallfahrer und als Bittmesse für alle kranken Bundesbrüder gedacht ist. Denn beides sind nicht nur sehr schöne Anliegen, sondern beides passt auch gut zu dem, was eine Wallfahrt ausmacht und bedeutet.

"Eine Wallfahrt macht man nie allein; da nimmt man immer jemand mit", dieser Spruch stammt vom St. Pöltner Weihbischof Anton Leichtfried, der auch viele Jahre lang mein Regens im Priesterseminar gewesen ist. So habe ich den Satz oft genug gehört und ich gestehe, dass wir uns als Seminaristen hin und wieder schon mal darüber lustig gemacht haben, wenn der Regens immer wieder mit denselben Sprüchen aufgewartet hat.
"Eine Wallfahrt macht man nie allein; da nimmt man immer jemand mit", trotzdem ist dieser Satz wahr. Jeder von Euch hat sicher seine eigenen besonderen Anliegen, die er mit auf diese Wallfahrt nimmt; sicher sind auch viele liebe Freunde, Bundesbrüder, Verwandte, Bekannte und andere Mitmenschen mit ihren Sorgen und Anliegen, ihren Freuden und ihrem Dank in Eurem Gepäck. Und es ist schön, dass Ihr auf Eure Wallfahrt besonders auch unsere kranken Bundesbrüder mitnehmt, sie sozusagen zur Gottesmutter nach Mariazell tragt, die wir ja auch als "Heil der Kranken" anrufen. Auch in die heilige Messe, die wir nun feiern, wollen wir sie alle gerne einschließen.

Und dann soll diese Messe vor allem ein Requiem sein für alle verstorbenen Mitwallfahrer. Eine Wallfahrt ist etwas anderes als eine ausgedehnte Wanderung. Ihr habt euch auf den Weg gemacht, um ein Ziel zu erreichen. Nicht der Weg ist Euer Ziel, wie es oft heißt, sondern die Basilika von Mariazell, genauer gesagt: die kleine Gnadenstatue, die mit ihrem überdimensionalen Finger auf ihren Sohn hinweist, den sie in ihren Händen trägt. Eine Wallfahrt ist nicht einfach eine Wanderung, sondern erinnert uns mit ihrer Zielgerichtetheit daran, dass auch unser Leben ein Ziel hat. Und die Gottesmutter wird Euch morgen in Mariazell aufs Neue darauf hinweisen, dass dieses Ziel einen Namen hat: Jesus Christus (auch wenn ihr Finger mit der hinweisenden Geste unter dem Prunkgewand verborgen ist).
Wenn wir heute die hl. Messe für alle verstorbenen Mitwallfahrer feiern, dann beten wir eben auch, dass sie dieses Ziel in der Herrlichkeit des Himmels erreichen, dass die Wallfahrt ihres Lebens sie zu diesem Ziel hingeführt hat.

Bereits im Alten Testament wird der Zion, der Gottesberg, den wir als Bild für den Himmel ansehen dürfen, als Ziel einer riesigen Wallfahrt der verschiedenen Völker beschrieben. Wenn Ihr auf Wallfahrt seid, dann soll euch das daran erinnern und dazu ermutigen, Euch dieser großen Wallfahrt anzuschließen. Wenn wir für Eure Mitwallfahrer beten, die ihre irdische Pilgerfahrt bereits hinter sich haben, dann beten wir, dass sie zu diesem großen Fest auf dem Zion gelangt sind, von dem der Prophet Jesaja voraussieht, dass Gott dort jede Träne abwischen und den Tod für immer beseitigen wird.

Liebe Wallfahrer!
Wallfahren heißt also, zu einem Ziel unterwegs zu sein. Ich hoffe natürlich, dass Ihr den richtigen Weg nach Mariazell einschlagen werdet; und nachdem es bereits die 63. "Hadsch" ist, bin ich zuversichtlich, dass Ihr gut ankommen werdet. Aber auf dem Pilgerweg des Lebens ist es nicht immer so leicht, das Ziel vor Augen zu haben, geschweige denn treffsicher den richtigen Weg dahin einzuschlagen. Doch wir dürfen vertrauen, dass Jesus mit uns geht, auf diese Weise das Ziel der Gemeinschaft mit ihm zur Stärkung auf dem Weg immer wieder schon vorwegnimmt, uns neue Kraft gibt, unser Leben auf ihn auszurichten - so wie er sich den Jüngern zu erkennen gegeben hat, die auf dem Weg nach Emmaus waren, weg von Jerusalem, und sie wieder zurückgerufen hat in die junge Gemeinschaft der Kirche, die sich nach seiner Auferstehung beginnt herauszubilden.
Möge nicht zuletzt die Gottesmutter, Unsere Liebe Frau vom Mariahilfberg und von Mariazell, Euch und uns alle immer wieder auf Spur bringen und auf Spur halten, auf jener Spur nämlich, die hinführt zu ihrem Sohn. Und möge sie auch unseren kranken und unseren verstorbenen Freunden eine mächtige Fürsprecherin sein.

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