16. Sonntag nach Pfingsten (Messaushilfe, forma extraordinaria)

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Herbst ist Erntezeit. Am vergangenen Montag war das Fest Kreuzerhöhung - traditionell ein "Wendepunkt" im Laufe eines Jahres; bis zu diesem Termin wird mit der Kreuzreliquie der Wettersegen erteilt, wird um günstige Witterung für die Feldfrüchte gebetet. Jetzt ist die Zeit des Wachsens zu Ende und die Ernte beginnt bzw. ist bereits in vollem Gange und zum Teil schon abgeschlossen.

Die kommende Woche ist im traditionellen Kalender auch die Herbst-Quatemberwoche, eine Buß- und Gebetswoche für die Heiligung des nächsten Vierteljahres, das vor uns liegt. Die Erntezeit mag gekommen sein, aber die Zeit der "Ernte" für unser Leben liegt noch vor uns, so ist es durchaus auch richtig, in die Zukunft zu blicken und (nicht nur) in diesen Quatembertagen um Gottes Hilfe und Segen zu bitten.

Herbst ist Erntezeit. Das lässt uns, wie bereits angedeutet, auch nachdenken, wie es mit der Ernte unseres Lebens aussieht. Der hl. Paulus wünscht uns in der heutigen Epistel, dass Gott uns mit dem "Reichtum seiner Herrlichkeit" beschenken möge, und dass wir "mit der ganzen Fülle Gottes erfüllt werden" - und in der Tat: wie viel Gnade ist uns von Gott bereits geschenkt worden! Ja, die Voraussetzungen, eine ertragreiche Ernte unseres Lebens einbringen zu können, könnten von diesem Standpunkt aus betrachtet besser nicht sein. Die Bitte des heutigen Kirchengebets, dass Gottes Gnade allen unseren Werken zuvorkommen möge und sie durch unsere Werke auch nachwirken möge - wie oft wurde sie uns schon gewährt!

Das gilt bereits von unserem natürlichen Leben. Ein einzigartiges Geschenk der Gnade, dass es uns gibt! Ein Geschenk der Gnade, dass wir von Gott im Dasein erhalten werden! Ein Geschenk der Gnade, dass wir - auch durch manche Schwierigkeiten hindurch - unser Leben bewahren und gut gestalten können!

Das gilt natürlich mehr noch von unserem übernatürlichen Leben. Ich denke da besonders an die Gnaden der Sakramente. Welch großartiges Geschenk, dass uns in der hl. Taufe Anteil am göttlichen Leben selbst gegeben ist und wir mit Gottes heiligmachender Gnade erfüllt worden sind! Welch unerhörte Zusage im Sakrament der Firmung, dass Gottes Geist uns begleitet und das übernatürliche Leben der Gnade festigt und besiegelt! Welch unüberbietbare Liebesgabe Christi an uns im heiligsten Messopfer, da er sich selbst uns schenkt und in den Gestalten von Brot und Wein uns mit seinem Leib und Blut nährt und stärkt! Welch Gnade, dass Gott uns im Bußsakrament seine Vergebung zusagt und wir immer wieder neu beginnen dürfen, wenn wir auf Irrwege geraten sind! Welch Gnade, wenn er im Sakrament der Krankensalbung Leib und Seele des Kranken stärkt und kräftigt! Welch Gnade, wenn Mann und Frau sich im Ehesakrament gegenseitig zum Bild der Hingabe Christi werden und in der ehelichen Vereinigung die Fruchtbarkeit dieser Hingabe darstellen dürfen, die neues Leben ermöglicht! Welch Gnade schließlich, wenn ich als Priester in persona Christi seine Gnade in die Welt hinein vermitteln darf! - Ja, Gott, der Herr, ist wie ein guter Landwirt, der den Acker unseres Lebens mit seiner Gnade bestellt und pflegt.

Liebe Brüder und Schwestern!

Die Voraussetzungen wären also gegeben. Bringen wir auch die entsprechenden Früchte? Was machen wir aus dem Leben, das er uns geschenkt hat? Wie setzen wir unsere natürlichen Begabungen ein, die er in uns grundgelegt hat? Und wie ernsthaft nehmen wir die übernatürlichen Hilfen wahr, die er für uns in seiner Kirche bereithält? Wie sieht es beispielsweise aus mit unserer Beichtpraxis?

Die kommende Quatemberwoche kann ein Anlass sein, uns diesen Fragen neu zu stellen. Sie lädt uns ein zur Zwischenbilanz über die Ernte unseres Lebens. Sie kann ein Anlass sein, mit neuen Vorsätzen in das Vierteljahr zu gehen, das vor uns liegt.

Mögen die heiligen Engel, denen die klassische Volksfrömmigkeit den Monat September widmet, uns stets begleiten und uns helfen, dass wir am Tag der Ernte reiche Frucht tragen!

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