Osternacht - Lj. B
Liebe Brüder und Schwestern!
Was ist es, das die Osternacht hell macht?
Was für eine dumme Frage!, werden Sie jetzt vielleicht denken. Natürlich das elektrische Licht, das im Laufe der Feier eingeschaltet worden ist. Und bereits davor das Licht des Osterfeuers draußen vor der Kirche, das Licht der Osterkerze und die vielen kleinen Kerzen, die das Innere der Kirche nach und nach erhellt haben.
Trotzdem möchte ich diese Frage stellen: Was ist es, das die Osternacht hell macht? Oder genauer gesagt: Wofür steht diese ganze Inszenierung von Dunkelheit und Licht der Osternachtliturgie?
Die Liturgie selbst gibt uns verschiedene Antworten.
- Auch wenn wir vom Schöpfungsbericht als erste Lesung nur die Kurzfassung mit der Erschaffung des Menschen gehört haben, wissen wir doch, dass am Anfang der Schöpfung der Befehl Gottes steht: "Es werde Licht" - Gottes machtvoller Ruf ist es, der das Dunkel des Urchaos weichen lässt und die geordnete Abfolge von Tag und Nacht auf den Plan ruft.
- Im Gebet nach der Lesung aus dem Buch Exodus vom Durchzug des Volkes Israel durch das Rote Meer hat es geheißen: "Gott, deine uralten Wunder leuchten noch in unseren Tagen." - Das Dunkel steht in diesem Bild für die Sklaverei in Ägypten, die das Volk nun endgültig hinter sich lassen darf. Die als Wunder- und Machttat Gottes empfundene Befreiung des Volkes ist wie ein Lichtstrahl durch diese Dunkelheit; und dieses Licht leuchtet auch heute noch. Auch heute noch dürfen wir gewiss sein, wenn wir Unfreiheiten und Zwänge erleben, dass Gott auch dieses Dunkel zu erhellen vermag.
- Nach der letzten Lesung aus dem Alten Testament hat das Gebet dann gelautet: "Gott, ... du ewiges Licht"; und das Wirken Gottes ist in diesem Gebet ist so beschrieben worden: "Was alt ist, wird neu, was dunkel ist, wird licht, was tot war, steht auf zum Leben." - Das Dunkel wird da mit den Adjektiven "alt" und "tot" in Verbindung gebracht. Das Alte, Langweilige, Überholte, vielleicht nur noch Dahinvegitierende, ja sogar das Tote - dieses Dunkel, das es auch in unserem Leben geben kann, möchte Gott mit seinem Licht erhellen.
- Und im Tagesgebet nach dem Gloria hat es dann schließlich geheißen: "Gott, du hast diese Nacht hell gemacht durch den Glanz der Auferstehung unseres Herrn." - Die Auferstehung Christi ist es, die endültig jedem Dunkel des Lebens seinen Schrecken genommen hat. Die Frauen im Evangelium gehen ans Grab, als gerade die Sonne aufgeht. Auf dem Hinweg befinden sie sich noch im Dunkeln, auf dem Rückweg haben sie bereits die erhellende Osterbotschaft erfahren.
Was ist es, das die Osternacht hell macht?
Es ist die Auferstehung Jesu, die die uralten Wundertaten Gottes wieder neu zum Leuchten bringt, ja, in der sich der schöpferische Befehl Gottes "Es werde Licht" neu erfüllt, in der alles, was auf dieser Welt noch im Dunkeln geblieben ist, was alt und tot ist, hell und lebendig wird.
Und wir? Wir sind wie die Frauen im Evangelium in die dunkle Kirche eingezogen. Aber wir dürfen hier bereits den Aufgang der Ostersonne erahnen, wenn uns die Kerzen und das elektrische Licht den Kirchenraum erhellen. Und wir dürfen dieses Osterlicht mit nach Hause nehmen, damit die Auferstehung Jesu auch unseren Alltag hell und froh macht.
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