Erscheinung des Herrn

PUBLICATIO FESTORUM MOBILIUM A.D. MMXXI

Liebe Brüder und Schwestern!

Die Herrlichkeit Christi ist heute erschienen; immerfort leuchtet sie unter uns auf, bis der Menschensohn wiederkommt.

Nach dem Fest seiner Geburt und seiner Erscheinung schauen wir aus nach den Drei Österlichen Tagen: den Feiern seiner Kreuzigung, seiner Ruhe im Grabe und seiner Auferstehung von den Toten.

So kündige ich euch als erstes das Fest aller Feste an, den hochheiligen Ostertag, am 4. April dieses Jahres. Jubelnd feiern wir den Tag, den Gott gemacht, und rühmen die Auferstehung unseres Erlösers.

Damit auch wir mit ihm auferstehn, begehen wir vierzig Tage hindurch die Österliche Bußzeit. Sie beginnt am 17. Februar dieses Jahres mit der Feier des Aschermittwochs.

Danach schenkt uns der Herr die fünfzig Tage der Osterzeit: Am 13. Mai das Fest seiner Himmelfahrt und am 23. Mai das Hohe Pfingstfest, an dem der Heilige Geist herabkam auf seine Jünger.

Die Kirche bereitet sich vor auf das Kommen ihres Herrn, und beginnt den Advent am 28. November. Voll Hoffnung erwartet sie am Ende der Zeiten die Wiederkunft unseres Retters Jesus Christus. Ihm gebührt alle Ehre und Herrlichkeit jetzt und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

HOMILIE

Liebe Brüder und Schwestern!

Die Ankündigung der beweglichen Feiertage des laufenden Jahres, die ich soeben gesungen habe, hat eine lange Tradition und geht in ihrem Kern auf das erste Konzil von Nizäa 325 zurück. Damals wurde für die ganze Kirche ein einheitlicher Ostertermin festgelegt. Dieser wurde in der Folge jedes Jahr im sogenannten "Osterbrief" allen Kirchen der Erde mitgeteilt. Später kamen noch die Daten der anderen, von Ostern abhängigen, Feste hinzu. Um die österliche Perspektive der publicatio festorum zu verstärken, wird sie traditionell im Exsultet-Ton verkündet, also in dem Melodiemodell, in dem in der Osternacht das Osterlob verkündet werden wird.

Einerseits hat die Festankündigung also eine eher zufällige Verbindung zum heutigen Festtag, weil diese jährlichen Osterbriefe eben am Fest der Erscheinung des Herrn veröffentlicht wurden. Andererseits besteht aber auch ein innerer Zusammenhang.

Wenn wir Geburtstag feiern, dann werden vielleicht auch Babyfotos des Geburtstagskindes gezeigt, aber man bleibt nicht dabei stehen, sondern man ehrt den Jubilar für das, was er in seinem ganzen bisherigen Leben geleistet, erwirkt und erlebt hat. Ähnlich ist es auch mit dem Weihnachtsfest: Die Liturgie der Kirche bleibt eben nicht beim Kind in der Krippe stehen. Besonders am heutigen Fest der Erscheinung des Herrn macht sie einen Ausblick auf das ganze Leben und Wirken Jesu. Die Gaben der Weisen aus dem Morgenland sind von der kirchlichen Tradition immer als Hinweise darauf gedeutet worden, wer dieses Kind ist: "Den König kündet an das Gold, dem Gott steigt auf des Weihrauchs Duft, doch weist voraus auf Tod und Grab der Myrrhenkörner Bitterkeit." - So heißt es in einem Hymnus, der am heutigen Tag im kirchlichen Stundengebet gesungen wird.

Jesus ist König. Wenn das Lied "Stille Nacht" vom "holden Knab im lockigen Haar" singt, spielt es damit vielleicht auch an auf König David, der als sein Ahnherr gilt. Darauf weist das Gold hin.

Jesus ist Gott. Im kleinen Kind von Bethlehem tritt uns der große und allmächtige Gott entgegen, beugt er sich herab zu uns. Ihm wird der Weihrauch geopfert.

Und Jesus ist unser Heiland und Erlöser, der durch Leid und Tod hindurch zur Herrlichkeit der Auferstehung gelangen wird und auch uns dahin führen will. Davon kündet die Myrrhe, die auch bei der Einbalsamierung des Leichnams Verwendung findet.

Der 6. Jänner ist nicht einfach der "Dreikönigstag", sondern das Fest der "Erscheinung des Herrn". - Es soll uns bewusst werden, wer dieses Kind ist, dessen Geburt wir an Weihnachten gefeiert haben. Und es spannt so eben auch den Bogen zum Osterfest, zum großen Fest unserer Erlösung.

Möge das Leben Jesu auch unser Leben prägen! Wollen wir sein Leben nachahmen, ihm nachfolgen! Mögen wir so eben einst hingeführt werden zur ewigen Osterfreude!


Zu den liturgischen Texten

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Heilige Geistkraft statt Heiligem Geist? - Kritische Anmerkungen

21. Sonntag i. Jkr. - Lj. B (Verabschiedung als Kaplan von Scheibbs)

Ostersonntag - Am Tag