25. Sonntag i. Jkr. - Lj. C


Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Veruntreuung, Unterschlagung, Korruption, "Freunderlwirtschaft", Schwarzgeld, Bestechung, Betrug.
Ohne konkrete Beispiele zu nennen - diese Worte füllen unsere Nachrichten und Schlagzeilen. Kein Tag vergeht, ohne dass von solchen Dingen die Rede ist - im Großen wie im Kleinen, sei es in der Politik,  im Bankwesen, in der Privatwirtschaft, oder auch in der Kirche.
Es braucht uns also nicht zu verwundern, dass solche Vergehen bereits zur Zeit Jesu auf der Tagesordnung standen, sodass er ganz selbstverständlich die Geschichte eines untreuen Verwalters erzählen konnte.

Nein, dass es einen untreuen Verwalter gibt, von dem Jesus seinen Zuhörern erzählt, das verwundert uns nicht. Vielleicht empfinden wir es sogar ein wenig beruhigend, dass es solche Gauner auch schon vor 2000 Jahren gegeben hat und früher doch nicht "alles besser" war.
Was uns aber wahrscheinlich verwundert, ist, wie Jesus mit der Geschichte vom untreuen Verwalter umgeht. Vielleicht würden wir einen Satz erwarten wie: "Und der Herr tadelte den ungerechten Verwalter, weil er falsch gehandelt hatte", er stellte ihn als Negativbeispiel hin, er forderte seine Zuhörer auf, nicht so wie er zu handeln. Stattdessen lesen wir: "Und der Herr lobte den ungerechten Verwalter, weil er klug gehandelt hatte".

Liebe Brüder und Schwestern!
Fordert uns Jesus zur Untreue auf? Das wäre in der Tat besorgniserregend. Hat es nicht schon in der ersten Lesung des heutigen Sonntags aus dem Buch Amos über derartige Betrüger geheißen: "Beim Stolz Jakobs hat der HERR geschworen: Keine ihrer Taten werde ich jemals vergessen"!
Und wenn wir den ganzen Text des heutigen Evangeliums anschauen, wird schnell klar, dass das nicht die Absicht Jesu sein kann. "Wer in den kleinsten Dingen zuverlässig ist, der ist es auch in den großen, und wer bei den kleinsten Dingen Unrecht tut, der tut es auch bei den großen", diese Worte Jesu verbieten uns geradezu, wie der untreue Verwalter zu handeln!
Was also ist es, das Jesus so sehr an dieser Person bewundert, dass er ihn unter diesem bestimmten Gesichtspunkt als Vorbild hinstellt?

Vielleicht dürfen wir uns die Situation so vorstellen, dass Jesus aufgebracht von den Vorkommnissen berichtet wurde: "Jesus, was sagst du dazu? Hast du schon gehört, wie der da gehandelt hat? Das ist doch unerhört, oder?"
Und Jesus rechtfertigt, wie gesagt, nicht das Tun des ungerechten Verwalters. Aber er ermutigt die Menschen, die ihm davon berichten, selbst aus diesem Verhalten noch eine Lehre für sich selbst zu ziehen: "Schaut, wie viel Energie und Kalkül er aufwendet, um für seine Zukunft zu sorgen! Und dabei geht es ihm nur um sein irdisches Wohl. Würdet ihr doch ebenso entschlossen für euer ewiges Wohl Vorsorge treffen!"

Jesus lenkt den Blick weg vom Skandalösen, von der Wut über die Verbrechen des ungerechten Verwalters, von der Wut über derartige Vorkommnisse, die uns auch heute begegnen; er fordert auf, das eigene Leben in den Blick zu nehmen, daraus für das eigene Leben zu lernen. Er lenkt die Gedanken weg vom reinen Gewinn- und Verlustdenken hin zum Reich Gottes, zum ewigen Leben, zur letzten Berufung und Bestimmung des Menschen.

Liebe Brüder und Schwestern!
Die Botschaft Jesu ist, dass wir uns über unsere Prioritäten klar werden sollen. Wollen wir dem Mammon dienen, dem ungerechten Reichtum, und damit eigentlich so handeln wie der ungerechte Verwalter es getan hat? Oder wollen wir uns mit derselben Intensität um unser ewiges Heil sorgen, wollen wir Gott dienen, wollen wir unseren Reichtum und das, was uns in dieser Welt anvertraut ist, so verwenden, wie es Gott gefällt?

"Immer wieder hast du den Menschen deinen Bund angeboten", heißt es im 4. eucharistischen Hochgebet. Sein Angebot gilt auch heute noch. Er stellt uns auch heute vor die Wahl, wem wir dienen wollen. Wir sind gerufen, darauf zu antworten durch unser Leben und diese Antwort kräftig und mit ungeteiltem Herzen zu geben.

Im Tagesgebet der hl. Messe haben wir vorhin gebetet: "Heiliger Gott, du hast uns das Gebot der Liebe zu dir und zu unserem Nächsten aufgetragen als die Erfüllung des ganzen Gesetzes." Das also ist es, Gottes- und Nächstenliebe, worauf wir unsere ganze Energie richten und wofür wir auch alle Mittel einsetzen sollen, die uns in unserem Leben anvertraut sind. Bitten wir den Herrn, dass er selbst uns dabei beistehen möge! In diesem Sinne darf ich abschließend die Bitte des Tagesgebetes wiederholen, mit der wir immer wieder zu ihm kommen dürfen: "Gib uns die Kraft, dieses Gebot [der Gottes- und Nächstenliebe] treu zu befolgen, damit wir das ewige Leben erlangen."

Zu den liturgischen Texten

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