8. September - Bründlandacht in Groß Siegharts

Lesung aus dem ersten Petrusbrief (1 Petr 3,8-15)

Liebe Wallfahrer! Liebe Marienverehrer!
Liebe Brüder und Schwestern!

Wir kennen verschiedene Anrufungen der hl. Maria. Wir verehren sie als reine Jungfrau, als Mutter Gottes, als Mutter der Kirche, als Trösterin der Betrübten, als Hilfe der Christen, als Rosenkranzkönigin und mit vielen anderen Titeln. In der sogenannten Laurentanischen Litanei sind viele dieser Ehrentitel für die Gottesmutter gesammelt; und eine dieser Anrufungen lautet auch: "Du Königin der Bekenner, bitte für uns!"

Wer ist ein Bekenner, ein "confessor", wie es im lateinischen Original der Litanei heißt? Das Wort, das zugrunde liegt, ist das Verb "confiteri" und das meint "eingestehen, sich zu erkennen geben, zu etwas stehen, sich zu etwas bekennen". Ein Bekenner ist also jemand, der für seine Überzeugung einsteht, der sich nicht scheut, sich zum Beispiel als Christ erkennen zu lassen.
Wir rufen Maria an als die Königin der Bekenner, als die Königin derer, die zu Christus stehen, die sich zu ihrem Sohn bekennen, die auf ihre bekannte Weisung hören, die sie bei der Hochzeit zu Kana gegeben hat: "Was er euch sagt, das tut."

Liebe Brüder und Schwestern!
Ich bin heute zu Ihnen eingeladen worden, um den Primizsegen zu spenden und auch von meiner Berufung Zeugnis zu geben, wie es der Herr Pfarrer in seiner Einladung an mich formuliert hat. Das möchte ich gerne tun; und ich beginne mit dem zentralen Satz, den wir soeben in der Lesung aus dem ersten Petrusbrief gehört haben:
"Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt." 
Unser christlicher Glaube fordert von uns auch das Bekenntnis, nicht nur im geschützten Rahmen. Und unser Bekenntnis wird von der Welt auch durchaus angefragt, das habe ich auch immer wieder selbst schon erleben dürfen. Ich habe ja nicht unweit von hier in Karlstein an der Thaya die HTL besucht und dort die Matura abgelegt und wie Sie sich denken können, ist das nicht immer das gläubigste, oder sagen wir besser: ein den Glauben in der Gemeinschaft der Kirche praktizierendes Umfeld gewesen. So kam es, dass ich als Ministrant und Organist und überhaupt als der Kirche doch verbundener und gläubiger Mensch in der Klasse und in der Schulgemeinschaft in diesem Punkt irgendwie ein Exot gewesen bin. Ein Exot, aber eben auch ein vermeintlicher Experte in Sachen Religion, Glaube und Kirche, der oft auch angefragt wurde und schnell die Rolle des Verteidigers von allen möglichen kirchlichen Lehren und Positionen einnehmen musste. Und das ist auch heute noch so geblieben, sodass ich mit einigen Maturakollegen auch immer wieder manche oberflächlichen Gespräche in diese Richtung führe, die aber hin und wieder doch in die Tiefe führen und die großen Fragen des Lebens berühren. Für solche Momente bin ich sehr dankbar.
"Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt." 
Ganz im Sinn des ersten Petrusbriefes war ich und bin ich also immer wieder herausgefordert, Antwort zu geben. Und eine solche Antwort kann im letzten nicht nur theoretisch gegeben werden, sondern wenn sie überzeugend und glaubwürdig sein soll, muss sie vom persönlichen Bekenntnis und Leben begleitet sein.

Liebe Brüder und Schwestern!
Nach der HTL und dem Zivildienst habe ich mich dann entschlossen, Hobby und Beruf den Platz tauschen zu lassen, wie ich gerne sage. Ich habe keinen technischen Beruf ergriffen oder eine weitere technische Ausbildung forciert, sondern in St. Pölten das Studium der katholischen Fachtheologie begonnen. Nach dem ersten Studienjahr habe ich dann schließlich den Eintritt ins Priesterseminar gewagt und bin schlussendlich am 29. Juni dieses Jahres zum Priester geweiht worden.
Ich werde oft gefragt, was meine Motivation war, Priester zu werden. Und ich sage es gleich: Ich kann Ihnen keine großartige Berufungsgeschichte erzählen, von keinen außergewöhnlichen Bekehrungserlebnissen berichten oder sonstige wundersame Geschichten erzählen. Das einzige, das ich kann, ist mich dazu zu bekennen, dass ich Christus nachfolgen will und dass ich, auch wenn ich selber nicht genau weiß wie, erkannt habe, dass ich diese meine Nachfolge Christi im Priestertum leben soll. So versuche ich, mich als Priester selbst zu Christus zu bekennen und auch andere für ihn zu gewinnen bzw. im Bekenntnis zu ihm zu bestärken. Denn:
"Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt." 
- Dieser Satz ist nicht nur und gar nicht in erster Linie an die geweihten Priester gerichtet, sondern an uns alle. Maria als Königin der Bekenner, spricht nicht nur zu den geweihten Priestern ihr Wort "Was er euch sagt, das tut", sondern zu uns allen.
Meine Aufgabe als Priester ist es, Sie darin zu unterstützen. Das freilich kann ich nicht nur aus eigener Kraft, sondern dazu sind mir in der Priesterweihe bestimmte Vollmachten übertragen worden. Wenn ich Ihnen den Primizsegen spende, kommt das ja auch zum Ausdruck: Nicht ich bin es, der Ihnen seinen eigenen Segen zusagt, sondern im Namen des dreifaltigen Gottes erbitte ich Ihnen den Segen, der - durch mich, durch mein priesterliches Wirken - von ihm selbst kommt.

Liebe Brüder und Schwestern!
Maria, die Königin der Bekenner, möge uns von Gott die Kraft erbitten, dass jeder von uns dort, wo er im Leben steht, sich ohne Furcht zu ihrem Sohn bekennt. Sie möge auch mir Fürsprecherin sein, damit ich Sie durch mein priesterliches Wirken dabei unterstützen kann.

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